oekoplus - Freiburg
Donnerstag, 25. April 2024
  --- Besuchen Sie unser neues Informationsportal wodsch.de
Uhr


 
Win-win-win-Situation
Langzeitarbeitslose pflanzen in der Stadtgärtnerei Lebensmittel an, der Verein Freiburger Tafel gibt sie an Bedürftige weiter, Baumpaten unterstützen die Aktion

Freiburger Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft (FQB) stellt sich mit neuem Projekt „Tafelgarten“ vor

„Wenn ich wüsste, dass morgen der Jüngste Tag wäre, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Martin Luther soll diesen Satz gesagt haben (was nicht belegt ist), Hoimar von Ditfurth hat ihn geschrieben und Reinhard Mey ihn besungen. Nun folgt dem Wort die Tat, auch wenn der Jüngste Tag nach heutigem Wissensstand noch nicht fest terminiert ist.

Heute wurde der „Tafelgarten“ in der Stadtgärtnerei am Mundenhof eingeweiht. Dafür haben die ersten Paten – Erster Bürgermeister Otto Neideck, Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach, Matthias Hecht und Jörg Frenzel – die ersten Apfelbäumchen gepflanzt. Mit von der Partie waren Annette Theobald, Vorsitzende des Vereins Freiburger Tafel, Christiane Blümle und Michael Broglin, die Geschäftsführenden der gemeinnützigen Freiburger Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft (FQB), Mitarbeitende der Stadtgärtnerei, die den Tafelgarten betreuen, und Boris Gourdial, Stellvertr. Leiter des Amtes für Soziales und Senioren. Kinder der Natur-Kita am Mundenhof sangen dazu ein Lied zur Apfelernte.

Im Projekt „Tafelgarten“ bauen langzeitarbeitslose Menschen im Rahmen von Arbeitsgelegenheiten Lebensmittel an, die die FQB dem Verein Freiburger Tafel für bedürftige Menschen weitergibt, die im Tafelladen einkaufen. Unterstützt wird das Projekt durch eine Baumpatenaktion, die heute mit den erwähnten Pflanzungen begonnen hat. Die ersten Paten sind demnach gefunden, für etwa 40 weitere Apfel- und Birnbäume werden ab sofort noch Patinnen und Paten gesucht. Sofern sie einverstanden sind, werden ihre Namen auf einem Schild signiert. Der oder die Baumpaten unterstützen den „Tafelgarten“, indem sie Anschaffung, Unterhalt und Pflege des Baumes im ersten Jahr finanzieren. Außer einer Spende für die

Bäume gibt es auch die Möglichkeit, ehrenamtlich im Tafelgarten mitzuarbeiten.

Für den Tafelgarten auf dem Gelände der Stadtgärtnerei haben die FQB, die Stadt Freiburg (Amt für Soziales und Senioren/Jobcenter) und der Verein Freiburger Tafel eine Kooperation vereinbart. Das Jobcenter unterstützt den Tafelgarten ebenfalls, indem es 15 Arbeitsgelegenheiten für den Tafelgarten bewilligt hat. Die FQB stellt dessen Ernte der Freiburger Tafel zur Weitergabe an Bedürftige zur Verfügung. Die Tafel wiederum holt die Ware ab. Alle Partner sind offen für den Ausbau des Projektes (z.B. Nudelwerkstatt), um der Freiburger Tafel weitere Lebensmittel zur Verfügung stellen zu können. Zugleich ist allen bewusst, dass das Projekt keine Erlöse zur Deckung des Finanzbedarfs erwirtschaften kann.

In der Vorgeschichte des Tafelgartens kommen zunächst aber mehr Kräuter als Äpfel vor. Der Verein Freiburger Tafel hat zunehmend Probleme, genug Lebensmittel für Bedürftige zu bekommen. So entstand die Idee, dass die FQB ihr Beschäftigungsprojekt „Kräuter- und Gemüsegarten“ neu ausrichtet und die dort erwirtschafteten Lebensmittel dem Tafelladen zur Verfügung stellt. Insgesamt sollen es 50 Obstbäume werden, davon 5 bis 6 große Obstbäume, ergänzt durch kleinere Spindelbäume, die aufgrund ihres guten Ertrages den Ernteerfolg des Projektes absichern. Paten und Spender können sich entscheiden, ob sie einen großen Baum für 500 Euro oder einen kleineren Spindelbaum für 250 Euro spenden wollen. Zu den ersten Paten zählte auch Oberbürgermeister Dieter Salomon.

Wer Baumpatin oder Baumpate werden will oder sich für eine ehrenamtliche Mitarbeit im Tafelgarten interessiert, wende sich an Christiane Blümle bei der FQB (Tel. 0761/8818672, bluemle@fqb-freiburg.de).

VABE wird FQB: Umwandlung vollzogen
Die Baumpatenaktion ist zugleich ein Startsignal für die Freiburger Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft (FQB gGmbH), die zum 1. Januar aus dem Verein zur Förderung kommunaler Arbeits- und Beschäftigungsmaßnahmen (VABE) hervorgegangen ist. Mit dieser Umwandlung setzt die Stadt ein deutliches Signal für eine aktive Beschäftigungspolitik und bekennt sich zu ihrem Beschäftigungsträger.

Vor fast 25 Jahren wurde der VABE auf Initiative des damaligen Sozialbürgermeister Hansjörg Seeh und auf Beschluss des Gemeinderates gegründet. Seither hatte er kontinuierlich und erfolgreich Qualifizierungs- und Beschäftigungsangebote für Langzeitarbeitslose entwickelt und damit Tausenden von Menschen Zukunftsperspektiven geschaffen. In jüngster Zeit haben die massiven Kürzungen in der aktiven Arbeitsmarktpolitik vor allem Personen mit besonderen Vermittlungshemmnissen betroffen. Sie

haben kaum eine Chance auf Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt und profitieren nicht von dessen Aufschwung.

Diese Entwicklung hat die Stadt zum Anlass genommen, verstärkt eigene beschäftigungspolitische Akzente zu setzen. Dazu gehören die Umsetzung des Programms Bürgerarbeit (seit 2011), der Ausbildungsverbund (2012) und das kommunale Beschäftigungsprogramms (2013). Die Umwandlung des VABE in die FQB zum 1. Januar 2014 setzt diese Aktivitäten konsequent fort.

Geschäftsführerin bleibt Christiane Blümle, als kaufmännischer Geschäftsführer wurde zudem Michael Broglin von der ASF bestellt. Das Stammpersonal umfasst rund 50 Mitarbeiter, die handwerklich und/oder pädagogisch ausgebildet sind und jährlich über 500 Erwerbslose in Arbeits- und Qualifizierungsprojekten pädagogisch betreuen, anleiten und qualifizieren. Aktuell gibt es:

– 156 Arbeitsgelegenheiten für Langzeitarbeitslose mit besonderen Vermittlungshemmnissen,
– 25 Arbeitsplätze im Programm Bürgerarbeit,
– 15 Plätze zur beruflichen Orientierung mit Vermittlung in Betriebspraktika und Ausbildung,
– bis zu 40 Ausbildungsplätze in verschiedenen Programmen,
– Management des Programms Bürgerarbeit für die Stadt Freiburg mit 60 Plätzen,
– Begleitung des Programms Passiv-Aktiv Tausch mit 18 Plätzen,
– Sinti-Projekt, angesiedelt bei der Jugendagentur Freiburg.

Regelmäßig werden neue Maßnahmen entwickelt, um die Chancen für benachteiligte Menschen weit zu fächern. Zu den aktuellen Projekten gehören die Stadtgärtnerei, der Holzhof, das Projekt Gebäudedienstleistungen (mit Möbelladen, Dienstleistungen und Anti-Graffiti, einfache Renovierungsarbeiten, Gebäudereinigung Weingarten-Ost und Quartiersservice Weingarten), die Natur-Kindertagesstätte Mundenhof und das Projekt Stromsparcheck (Beratung einkommensschwacher Haushalte in Kooperation mit dem Caritasverband Freiburg-Stadt).

Derzeit bildet die FQB rund 40 Azubis aus, die durch ihre Vermittlungshemmnisse im ersten Ausbildungsmarkt keine Chance auf einen Berufsabschluss hätten. Dazu gehört auch die Fachwerkerausbildung für Menschen mit Behinderung.
 
Eintrag vom: 21.03.2014  




zurück
Oekostation_Haus_3026_2a.JPG

Copyright 2010 - 2024 B. Jäger