Tschimpke: Biologische Vielfalt steht auf dem Spiel
Weniger als zwei Prozent der deutschen Wälder werden derzeit forstlich nicht genutzt und dürfen sich natürlich entwickeln. Dies ist das Ergebnis einer am gestrigen Montag vorgestellten Studie des Bundesamts für Naturschutz. Die Untersuchung zeigte auch: Sollten keine zusätzlichen Wälder aus der Nutzung genommen werden, wird das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 fünf Prozent des deutschen Waldes als „Urwälder von morgen“ zu entwickeln, nicht erreicht. Die biologische Vielfalt in Deutschlands Wäldern ist damit weiterhin in Gefahr.
„Fakt ist: Wir müssen den alarmierenden Artenrückgang dringend stoppen. Dazu müssen weitere Wälder aus der Nutzung genommen werden und sich frei entwickeln dürfen. Nur so kann das notwendige Netzwerk entstehen, das die Ausbreitung von heute bedrohten Arten ermöglicht“, so NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Derzeit fehlen in deutschen Wäldern vor allem wichtige Strukturen, wie große Mengen an liegendem und stehendem Totholz, alte Laubwälder und Gebiete, in denen sich die Natur nach ihren eigenen Regeln entwickeln darf. Etwa 225.000 Hektar Wald müssten nun zusätzlich als „Urwälder von morgen“ ausgewiesen und rechtlich gesichert werden, um die vorgegebene Zielmarke zu erreichen.
„Die neue Bundesregierung muss daher möglichst schnell ein Programm zur Förderung der natürlichen Waldentwicklung auf den Weg bringen. In das Programm müssen Bund und Länder einbezogen werden, denn neben dem Bundeswald sind vor allem die Länder und die Kommunen als öffentliche Waldbesitzer in der Pflicht“, so Tschimpke.
Echte Wildnis vor der eigenen Haustür zu erleben, das wird auch der Bevölkerung immer wichtiger. Mehr als die Hälfte aller Deutschen wünscht sich mehr natürliche Wälder in Deutschland. „Diese Zeichen der Zeit muss auch die Forstwirtschaft erkennen und den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht werden. Die Förster haben jetzt die einmalige Chance, durch gute Konzepte und die schnelle Umsetzung des Urwald-Netzwerks ihr nachhaltiges Handeln unter Beweis zu stellen“, so NABU-Waldexperte Stefan Adler. |