„NABU-Kapitän“ klärt ITB-Besucher über Luftschadstoffbelastung auf
Berlin – Anlässlich des heute vom Deutschen Reiseverband auf der Touristikmesse ITB in Berlin vorgestellten Wachstumsberichts des Kreuzfahrtenmarkts kritisiert der NABU das mangelnde Verantwortungsbewusstsein des Tourismuszweiges für den Umweltschutz. Am Rande der Pressekonferenz des Reiseverbands informierte ein „NABU-Kapitän“ Besucher und Pressevertreter über die Belastung von Mensch, Klima und Umwelt durch die giftigen Schiffsabgase. Die zentrale Botschaft: „Ein Kreuzfahrtschiff verursacht so viele Abgase wie fünf Millionen Autos!“
Zwar sei immer mehr Passagieren bewusst, welch negative Auswirkungen der Einsatz von Schweröl und der Verzicht auf Abgasreinigung habe, doch gehandelt hätten die Reeder bisher nicht, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Die Kreuzfahrtindustrie macht schamlos Profit auf Kosten von Mensch und Natur. Selbst im Jahr der Concordia-Katastrophe stand die Branche glänzend da. Dabei ist es höchste Zeit, dass die Reedereien endlich Verantwortung übernehmen und alle Schiffe auf den neuesten Stand der Technik bringen. Energiesparlampen an Bord reichen nicht“, so der NABU-Bundesgeschäftsführer.
In diesem Jahr werden gleich mehrere neue Kreuzfahrtschiffe in Deutschland getauft, darunter die MS Europa 2 der Reederei Hapag-Lloyd und die AIDA Stella. NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger: „Beide Schiffe sind weit davon entfernt, ein Musterbeispiel in Sachen Umwelt- und Klimaschutz zu sein. Die Luxusliner verzichten einerseits auf moderne Abgastechnik, andererseits war genug Geld für eine Brauerei an Bord vorhanden.“
Immerhin wird die MS Europa 2 über einen SCR-Katalysator verfügen, der die für Mensch, Tier und Pflanzen schädlichen Stickoxide fast vollständig zurückhält. Allerdings fehlt auch ihr ein Rußpartikelfilter, der den stark gesundheitsgefährdenden und klimawirksamen Dieselruß filtert. Die Stella von Deutschlands größter Kreuzfahrtreederei AIDA hingegen wird bereits auf ihrer Jungfernfahrt in Sachen Umweltschutz vollkommen veraltet sein, verfügt sie doch über keinerlei Abgastechnik. Der NABU fordert im Sinne des Gesundheits- und Klimaschutzes alle Reedereien auf, neue Schiffe nur noch mit SCR-Katalysator und Rußpartikelfilter zu bestellen und bereits existierende Schiffe nachzurüsten. „Stickoxid-Katalysator und Rußfilter sind ausgereift, bezahlbar und notwendiger denn je, wie neueste wissenschaftliche Untersuchungen zeigen“, so Oeliger.
Das Helmholtz-Institut veröffentlichte vor Kurzem erste Ergebnisse einer Studie, bei der erstmalig menschliche Lungenzellen-Kulturen direkt Schiffsabgasen ausgesetzt wurden. Demnach sind die Schäden von Stickoxid und Rußemissionen aus Schiffsmotoren für den menschlichen Körper gravierender als bisher angenommen. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte zuletzt im Januar 2013 eine Verschärfung der EU-Grenzwerte für Partikelemissionen gefordert und Dieselruß als stark krebserregend eingestuft. |