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Die Rückkehr der Weihnachtsschildkröten
WWF meldet „Auferstehung“ bedrohter Süßwasserschildkröten in Bolivien

Berlin - Im Amazonas im Nordosten Boliviens lässt sich in diesen Tagen ein kleines Naturwunder beobachten. Der WWF schätzt, dass an zwei Uferabschnitten des Flusses Iténez in wenigen Tagen rund 3,4 Millionen Süßwasserschildkröten geschlüpft sind. Es handelt sich um Jungtiere der Arrauschildkröte (Podocnemis expansa) und der Terekay-Schienenschildkröte (Podocnemis unifilis). Beide Arten stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. „Insbesondere Terekay-Schildkröten gelten als gefährdet und sind sehr selten“, erläutert Dirk Embert, Lateinamerika-Referent beim WWF Deutschland. Die Geburtenwelle sei eine Art vorgezogenes Weihnachtsgeschenk.

Der gepanzerte Babyboom geht auf ein 2007 gestartetes Projekt zum Schutz der beiden Schildkrötenarten zurück. Die Menschen aus den Dörfern der Umgebung wählten mit Unterstützung des WWF mehrere Uferbereiche als Rückzugsgebiete für die gepanzerten Reptilien aus. Diese Eiablageplätze werden von den lokalen Naturschützern von August bis Januar bewacht. Nach dem Schlüpfen wird ein Teil der kleinen Schildkröten eingesammelt und auf andere Flussabschnitte verteilt. Sie erwartet ein harter Überlebenskampf. Denn sowohl die Eier selbst als auch die kleinen Schildkröten selbst sind eine leichte und beliebte Beute für Füchse, Raubvögel und sogar für Jaguare. Selbst wenn die Schildkrötenbabys den Fluss erreichen, sind sie keineswegs sicher: Im Wasser lauern Piranhas und Kaimane, die die frisch geschlüpften Jungtiere auf dem Speisezettel haben. Allerdings waren es nicht die tierischen Jäger, die die Reptilien an den Rand des Aussterbens gebracht haben. „Schildkröten und ihre Eier sind sehr eiweißhaltig und gelten im gesamten Amazonasgebiet als Delikatesse. Insbesondere in der Trockenzeit ist es einfach, die Tiere zu fangen. In den vergangenen Jahrzehnten landeten so Millionen von Tieren im Kochtopf“, berichtet Dirk Embert vom WWF.

Um die Schildkröten zu schützen, war es deshalb wichtig, gemeinsam mit den Menschen vor Ort Pläne zu entwickeln, die den Einheimischen die Nutzung der Tiere erlaubt und gleichzeitig ihr Überleben sichert. „Der geburtenstarke Schildkrötenjahrgang zeigt, dass der Ansatz offenbar richtig ist“, freut sich der WWF. Gesichert sei der Fortbestand der Schildkrötenarten damit jedoch noch nicht. Neben der Jagd gebe es weitere ernste Bedrohungen. Dazu gehören die Ausbreitung von Siedlungen bis an die Ufer, die Abholzung in den Quellgebieten der Flüsse sowie der geplante Bau von Staudämmen.
 
Eintrag vom: 22.12.2012  




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