Tennhardt: Löwenfonds für ein friedliches Miteinander zwischen Mensch und Tier geplant
Addis Abeba/Berlin – Dem NABU ist es gelungen, erstmals Löwen in Regenwäldern zu dokumentieren. Im Rahmen seiner Projektarbeit in Äthiopien konnte der NABU ein Löwen-Weibchen im UNESCO-Biosphärenreservat Kafa, einem Regen- und Bergnebelwaldgebiet, beobachten und fotografieren. Bisher konnte der laut Roter Liste der IUCN als gefährdet eingestufte Afrikanische Löwe nur außerhalb von Regenwäldern dokumentiert werden. „Wir freuen uns über den erstmaligen Nachweis und möchten nun das Verhalten der Tiere in dem ungewöhnlichen Lebensraum untersuchen“, erklärte NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt. Der NABU plant zudem, einen Fonds zum Schutz der in Kafa lebenden Löwen einzurichten, der die lokale Bevölkerung im Fall von Übergriffen auf Haustiere unterstützt und entschädigt.
Der bevorzugte Lebensraum des Löwen ist die Savanne. Nach bisher vorherrschenden Kenntnissen halten sich Löwen nicht in feuchten Wäldern auf. Das konnte der NABU jetzt widerlegen. Das Vorkommen von Löwen im Südwesten Äthiopiens im Kafa-Biosphärenreservat konnte immer wieder von der dort lebenden Bevölkerung beobachtet werden. Um der Frage nachzugehen, ob es wirklich Löwen im Kafa-Biosphärenreservat gibt, führte der Wildtier-Fotojournalist Bruno D’Amicis im Auftrag des NABU Anfang 2012 eine Foto-Expedition durch. Nach Kenntnissen des NABU gelang es ihm damit erstmals, die Tiere in einem Regenwaldgebiet zu dokumentieren.
Das Kafa-Biosphärenreservat zeichnet sich durch seine afromontanen Regen- und Bergnebelwälder aus, die als Ursprungsregion für Arabica-Kaffee gelten und neben dem wilden Kaffee Heimat für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten sind. Da der Süden Äthiopiens als wichtige Migrationsroute für Löwen zwischen Ost- und Zentralafrika gilt, wird angenommen, dass die Tiere die Region in der Trockenzeit durchziehen.
In ganz Afrika gibt es nach Experten-Schätzungen nur etwa 23.000 bis 39.000 Löwen, in Äthiopien nur noch 1.000 bis knapp 1.500 Tiere. Ihre Verbreitung und ihr Bestand sind in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen. Gründe sind der Verlust und die Verkleinerung ihres Lebensraums durch die zunehmende Bevölkerung und die Abnahme wilder Beutetiere. Aufbauend auf die Schutzstrategie für den Löwen für das östliche und südliche Afrika wurde Anfang diesen Jahres von der zuständigen Behörde, der Ethiopia Wildlife Conservation Authority, ein nationaler Aktionsplan verabschiedet, um die Lebensbedingungen für den gefährdeten Löwen in Äthiopien zu verbessern.
Der NABU setzt sich seit 2006 für den Erhalt der Wildkaffeewälder in Kafa ein und hat die Regierung bei der Einrichtung des Kafa-Biosphärenreservats federführend unterstützt. Seit 2009 führt der Verband in der Region ein Großprojekt zu Wald- und Klimaschutz im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative des Umweltministeriums durch und unterstützt zudem das Schutzgebiet bei der Öffentlichkeitsarbeit und dem Aufbau von Managementstrukturen. |