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Freiburg steigt in der Solarbundesliga auf!
Freiburg macht drei Plätze gut und landet auf Rang 4 - Großanlage vom Eichelbuck bringt Freiburg deutliche Punkte

Freiburg, 19.06.2012: Trotz der Inbetriebnahme der bisher größten Freiburger Solaranlage am Eichelbuck mit 2,5 Megawatt peak (MWp) im vergangenen Dezember startete Freiburg auf Platz 6 der Solarbundesliga ins neue Jahr - und rutschte im Verlauf sogar noch auf Platz 7 ab. 2003 bis 2006 stand die Stadt auf Rang 1 - wurde in den folgenden Jahren jedoch von Städten wie Ulm und Ingolstadt überholt. Doch der Abwärtstrend scheint gebrochen - erstmals machte Freiburg wieder Punkte gut und landet knapp hinter Erlangen, aber recht deutlich vor Reutlingen auf dem vierten Platz.

Dritter Platz ist machbar

"Der dritte Platz muss zur Herbstmeisterschaft machbar sein!", meint Nico Storz, Geschäftsführer des regionalen Vereins für Erneuerbare Energien, fesa e.V. Nur auf die ersten beiden Ränge braucht sich Freiburg auf absehbare Zeit erst mal keine Hoffnungen zu machen. Ulm und Ingolstadt liegen in der Tabelle der Großstädte mit über 160 Punkten weit vorne - gefolgt von Erlangen mit 91 und Freiburg mit 90 Punkten.
"Große Städte haben es grundsätzlich schwerer, Flächen für Fotovoltaik und Solarthermie zu erschließen", erläutert Nico Storz, "Deshalb ist es ganz beachtlich, dass sich Freiburg nach wie vor mit über 200.000 Einwohnern in den Top10 der Großstädte behauptet", so Storz weiter. Die Gründe, warum große Städte mehr Hürden meistern müssen, sind zahlreich. Anders als auf dem Land, wo privater Hausbesitz weit verbreitet ist, sind die Eigentumsverhältnisse von Wohngebäuden in Städten komplizierter. Um ein Dach mit Fotovoltaik zu bestücken, müssen hier Eigentümergemeinschaften, Erbgemeinschaften oder Investoren überzeugt werden - was sich lange ziehen kann und viel Überzeugungsarbeit benötigt. In Freiburg kommt hinzu, dass verglichen mit anderen Städten wenig Industriedächer zur Verfügung stehen und die Einwohner sehr dicht beieinander wohnen: Mit 36,3 m² Wohnfläche je Einwohner liegt Freiburg im Deutschlandvergleich fast auf dem letzten Platz - im Schnitt hatte in Baden-Württemberg 2010 jeder Einwohner 42,9 m² zur Verfügung. Je weniger Wohnfläche, desto weniger Dachfläche für Fotovoltaik stehen je Einwohner zur Verfügung - und die Solarbundesliga misst genau diesen Wert, nämlich die Solarthermie in m² je Einwohner sowie die Fotovoltaik in Watt je Einwohner.

Freiburg nutzt sein Potenzial

"Trotz etwas schwierigerer Ausgangsbedingungen hat Freiburg einen ganz bedeutenden Vorteil: Eine den Erneuerbaren Energien gegenüber sehr aufgeschlossene Bevölkerung", erläutert Nico Storz vom fesa e.V. Seitdem 1994 die erste Bürgerbeteiligungssolaranlage des fesa e.V. in Betrieb ging, hat Freiburg seine Vorreiterrolle in Sachen Erneuerbare Energien behalten. Zahlreiche Unternehmer, Architekten, die Verwaltung der Stadt Freiburg, die regionalen Energieversorger und insbesondere eine Vielzahl von Privatpersonen setzen sich ehrgeizig für die Energiewende ein. Laut der FREE-Sun Statistik der Stadt Freiburg aus dem Jahr 2009 hat die Stadt ein theoretisches Potenzial von 3,3 Millionen Quadratmetern Dachfläche. Nur mit Fotovoltaik belegt würde dies eine Gesamtleitung von 300 MWp ergeben.

Solarenergie ist nicht alles - der Mix zählt

"Ausschlaggebend für den Erfolg ist nicht nur ein guter Platz in der Solarbundesliga", erläutert Nico Storz. "Um die Energiewende zu einer 100-prozentigen Umstellung auf Erneuerbare Energien zu erreichen, brauchen wir einen intelligenten Mix mit Energiegewinnung aus Sonne, Wind, Wasser, Geothermie, Biomasse und insbesondere der Energieeffizienz." Die Studie "Freiburg 2050 - auf dem Weg zur Klimaneutralität" zeigt die hohen Anforderungen, die auf die Stadt zukommen. "Mehr denn je brauchen wir einen hohen Einsatz der Bevölkerung, Aufklärung auf allen Ebenen und viel Überzeugungsarbeit, um die ehrgeizigen Ziele in Sachen Klimaschutz zu erreichen", bestätigt Nico Storz.

Solaranlage am Eichelbuck trägt zum Erfolg bei

Anders als in anderen Regionen gibt es auf Freiburger Gemarkung keine großen Freiflächenanlagen, was den Erfolg in der Solarbundesliga umso beachtlicher macht. Die bisher größte Freiburger Fotovoltaikanlage mit 2,5 MWp auf dem Eichelbuck wurde am 20.12.2011 feierlich in Betrieb genommen. Der Eichelbuck als ehemalige Mülldeponie zählt als Konversionsfläche, da das zuvor brach liegende Land landwirtschaftlich nicht nutzbar ist und der Nahrungsmittelproduktion somit keine Konkurrenz bietet. "Es muss absolute Priorität haben, alle Dachflächen und brachliegenden Freiflächen zur Gewinnung von Solarenergie zu verwenden. Eine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion soll vermieden werden", ist Nico Storz überzeugt, "Denn zu Recht wollen die Freiburger auf dem Tuniberg lieber Weintrauben statt Solaranlagen wachsen sehen." Die Solarbundesliga honoriert diese Einstellung: Eine Vielzahl dezentraler, kleinerer Anlagen wird höher bewertet als wenige große Anlagen.
"Freiburgs Platz in den Top10 der Solarbundesliga ist ein schöner Nebeneffekt der ehrgeizigen Energiewende in der Region - darüber hinaus dürfen wir jedoch das eigentliche Ziel, eine umfassende, demokratische und dezentrale Energiewende unter Einbezug einer Vielfalt an Technologien und mit breiter Akzeptanz und Beteiligung der Bevölkerung nicht aus den Augen verlieren", schließt Nico Storz.

Veranstaltungshinweis

Um den Ausbau der Solarenergie voranzutreiben veranstaltet die Stadt Freiburg in Zusammenarbeit mit dem fesa e.V. das Fachseminar "Gemeinsam von Solaranlagen profitieren", das insbesondere Wohnungseigentümer, Eigentümergemeinschaften, Genossenschaften oder Wohnbaugenossenschaften anspricht und über die aktuellen Rahmenbedingungen, die Direktvermarktung und den Eigenverbrauch von Solarstrom informiert. Zusätzlich besteht die Möglichkeit für Interessierte, sich direkt vor Ort von Finanzierungsexperten beraten zu lassen.

Datum und Ort:
Seminar: Mittwoch, 4. Juli, 18:30 Uhr, Gertrud-Luckner-Gewerbeschule, Kirchstraße 4
Exkursion: Freitag, 6. Juli, 18:00, Opfingen

Die Teilnahme ist kostenlos, Anmeldung an umweltschutzamt@stadt.freiburg.de
 
Eintrag vom: 20.06.2012  




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