ECOtrinova e.V., Freiburg i.Br., zur Umweltprüfung des geplanten Atomkraftprogramms in Polen
Zum polnischen „Kernenergieprogramm“, das in diesem bisher atomkraftfreien Land derzeit mit einer strategischen Umweltprüfung vorbereitet wird, hat jetzt der Freiburger gemeinnützige Verein ECOtrinova e.V. wie auch andere regionale und bundesweite Vereinigungen ablehnend und mit Alternativvorschlägen an das zuständige polnische Wirtschaftsministerium und die polnische Generaldirektion Umwelt Stellung genommen. Solche Stellungnahmen aus dem Ausland sind nach EU-Recht möglich und üblich.
Laut Dr. Georg Löser, Vorsitzender von ECOtrinova e.V:, würden auch Atomkraftwerke in Polen Leib und Leben, Gesundheit der Menschen und ihrer Kinder und Kindeskinder, Erbgut, Eigentum und die Sicherstellung unbelasteter Nahrung gefährden. „Insbesondere die Atomkraft-Katastrophen von Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011 haben gezeigt, dass Radioaktivität keine Grenzen kennt und Atomkraft auch mit moderner Technik nicht beherrschbar ist“, so Löser. Eine 100-prozentige Sicherheit gebe es bei Atomenergie nicht. Schwere Unfälle mit radioaktiver Freisetzung seien nicht auszuschließen und wurden von keiner Versicherung der Welt versichert. „Nichts sei überflüssiger und nichts ist falscher und letztlich auch teurer als der Einstieg in die riskante Atomenergie mit all ihren ungelösten Problemen vom Uranbergbau über das Reaktorrisiko bis hin zum Atommüll und zur Atomwaffen-Verbreitung. Lassen Sie sich nicht täuschen von den "Billig- und »Sicher«"-Märchen der Atomlobby,“ so der ECOtrinova-Vorsitzende. Das offizielle Deutschland sei leider in den vergangenen Jahrzehnten verbreitet und bis kürzlich zunächst auch auf solche Märchen hereingefallen. „Polen kann sich die schlechten Erfahrungen anderer Atomkraft-Staaten ersparen und ohne komplizierten, teuren Einstieg in und Ausstieg aus der riskanten Atomtechnik direkt umsteigen in eine nachhaltige Energieversorgung auf Basis Effizienz und erneuerbaren Energien.“
Die Auswirkungen des Polnischen Atomenergieprogramms vom Uranabbau über Anreicherung, Betrieb und Rückbau von Atomkraftwerken und der Entsorgung der radioaktiven Abfälle seien nicht umfassend untersucht, Risiken entweder nicht dargestellt oder verharmlost. Dagegen habe z.B. die Deutsche Kinderkrebsstudie auch schon für den Betrieb ohne Atomunfälle erwiesen, dass Kleinkinder in der näheren Umgebung von Atomkraftwerken vermehrt an Leukämie oder anderen Krebsarten erkranken. Alternativen zum Aufbau des polnischen Kernenergieprogramms wurden nicht ausreichend untersucht und nicht hinreichend gewürdigt.
ECOtrinova hält dagegen: „Es gibt sichere, verfügbare, bessere Alternativen. Statt den Pfad der riskanten und teuren Atomenergie einzuschlagen, sollte in nachhaltige erneuerbare Energien investiert werden, die auch in Polen reichlich vorhanden sind, ebenso in Energieeinsparung und Energie-Effizienz. Auf diese Weise könne Polen von Energieimporten weitgehend unabhängig sein.“
Besonders wichtig sei, dass hocheffiziente dezentrale Kraftwärmekopplung mit Erdgas oder Biogas beim Ersatz für veraltete Heizkessel, den Strom fast ohne oder de facto ohne Extra-Brennstoffverbrauch liefern kann. In Dänemark liefern die Kraftwärmekopplung bereits um die 55 Prozent des gesamten nationalen Strombedarfs, die erneuerbaren Energien ein Drittel. Schon in einigen Jahren könne Wasserstoff und erneuerbares Methan, erzeugt aus zeitweisem Überschuss-Strom aus Wind- und Solarkraft, zum Einsatz kommen. Hierauf sei kürzlich im Sonderbericht über erneuerbare Energien SRREN 2011 des Internationalen Klimarats IPCC hingewiesen worden. Besonders wichtig sei zudem ein umfassendes Stromeffizienzprogramm für Haushalte, Industrie, Gewerbe und öffentliche Bauten. Die Europäische Union fordere das mehr und mehr ein.
Polen, so Löser, der auch bei Inforse, dem Internationalen Netzwerk für Nachhaltige Energien aktiv ist, könnte Tausende energieeffizienter Bioenergiedörfer schaffen, die auch Solar- oder Windkraft nutzen. Bewährte Vorbilder gebe es u.a. mit der Insel Samsö und Nordjütland in Dänemark sowie in Deutschland mit Hunderten Beispielen oder sogar mit Städten wie Güssing in Österreich, alle mit über 100 Prozent erneuerbaren Energien beim Strom. Der ländliche Raum könne nach und nach große Städte teilweise mitversorgen. Vorbild sei auch die Alpenregion: Die Internationale Alpenkommission CIPRA habe 2011 das Ziel "Energieautarke Alpen" für 2050 beschlossen, das österreichische Bundesland Land Vorarlberg per Parlament die Energieautonomie für 2050. Dänemark wolle die vollständige Umstellung der Stromversorgung auf erneuerbare Energien bis 2050 durchsetzen. |