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Bald 137 Naturdenkmale auf Stadtgebiet
Bergahorn beim Alten Wiehrebahnhof soll unter Schutz
gestellt werden

Bürgermeisterin Stuchlik: „Es sind besonders
eindrucksvolle Exemplare, die den Denkmalstatus
erhalten. Sie setzen Zeichen für die Bedeutung der Natur
in der Stadt.“

Zehn weitere Naturdenkmale will das städtische
Umweltschutzamt ausweisen – acht mit Einzelbäumen und
zwei als Baumgruppen. Damit erhöht sich die Zahl der
Naturdenkmale auf Freiburger Stadtgebiet von 127, was etwa
200 Bäumen entspricht, auf 137, ein Zuwachs von 16
Bäumen. Unter den Kandidaten befindet sich auch ein
Bergahorn an der Urachstraße, den Bürgermeisterin Gerda
Stuchlik heute stellvertretend für alle Naturdenkmale der
Presse vorstellte. „Es sind besonders eindrucksvolle
Exemplare, die den Denkmalstatus erhalten,
Baumpersönlichkeiten, die ihre Umgebung prägen. Schon
deshalb gebührt ihnen zusätzlicher Schutz. Außerdem setzen
sie unübersehbare Zeichen für die Bedeutung der Natur,
haben damit auch eine wichtige pädagogische Funktion“, so
die Bürgermeisterin.

Knapp die Hälfte der geplanten Naturdenkmale stehen auf
städtischem Grund und Boden, die restlichen auf
Privatgrundstücken. Das Umweltschutzamt hat die
Eigentümer informiert. Erste positive Rückmeldungen liegen
vor.

Zu den Kandidaten zählen ein Ginkgo mit auffällig markantem
Stamm in der Bernhardstraße, drei alte Eichen am
Gewerbekanal in der Kartäuserstraße auf Höhe des
Hirzbergparks, eine fünfstämmige Erle am Hölderlebach in
der Wiehre und eine besonders schön gewachsene
Atlaszeder am Lorettoberg. Als naturdenkmalwürdig schätzen
die Fachleute auch einen Bergahorn ein, der die Atmosphäre
um den Alten Wiehrebahnhof an der Urachstraße bereichert.

Der Bergahorn, vom Kuratorium „Baum des Jahres“,
Fachbeirat der Stiftung für Bäume, zum Baum des Jahres
2009 gewählt, ist jedem Kind wegen seiner Früchte bekannt,
die als „Nasenzwicker“ aufgesetzt oder als Propeller durch die
Luft geworfen werden. Fünflappige, wie Hände wirkende
Blätter unterscheiden ihn vom Spitzahorn mit seinem spitz
gezahnten Blattwerk. Der Baum, der bis zu 600 Jahre alt
werden kann, bevorzugt Bergregionen und kommt vor allem
in den Alpen vor. Er fühlt sich aber auch im Mittelgebirge
sowie in Tieflagen wohl. Wuchsform und Größe
beeindrucken. Dichte Belaubung dient als Lärmschutz und
Schadstofffilter und liefert gleichzeitig Sauerstoff für das
lokale Klima. Tierökologisch wertvoll ist die Baumart, weil sie
vielen Insekten wie Bienen, Ameisen und Schmetterlingen
durch den hohen Zuckergehalt im Pflanzensaft Nahrung
bietet. Zudem ernähren sich 20 Vogelarten von den Früchten.
Die alte Rinde bietet vielen Kleintieren Schutz, vereinzelt
sogar Fledermäusen. Entscheidend für seine Wahl zum Baum
des Jahres war seine Anpassungsfähigkeit an
unterschiedliche klimatische Verhältnisse und seine
Unempfindlichkeit gegen Stress. Daher eignet er sich im
Hinblick auf den Klimawandel besonders für den Waldumbau
zu ökologisch stabilen Mischwäldern sowie als Straßen- und
Parkbaum.

Sein erstes Naturdenkmal erhielt Freiburg auf Weisung des
Landeskulturamts im Jahr 1950: einen Tulpenbaum in der
Goethestraße, der allerdings im Jahr 2000 gefällt werden
musste. Das höchste unter den aktuellen Naturdenkmalen ist
die mindestens 38 Meter messende Platane an der Kartaus.
Zu den exotischsten Beispielen zählt ein Maulbeerbaum an
der Eichbergstraße. Die ältesten sind die Linden am
Kapellenweg. Sie stammen von 1645, aus Zeiten des
Dreißigjährigen Kriegs. Mit sieben Metern Stammumfang ist
der Mammutbaum an der Starkenstraße das massivste
Denkmal, und das urwüchsigste steht auf dem Kybfelden –
ein rund 220 Jahre alter Bergahorn.

Zuletzt 2006 wurde eine Baumgruppe als Naturdenkmal
ausgewiesen – der Eichenbestand an der Herdermer
Eichhalde, von dem sich der Straßenname herleitet.
Grundlage dafür ist das Naturschutzgesetz, das bestimmte
Voraussetzungen nennt. Dazu zählen eine besonders
ausgeprägte Wuchsform, außergewöhnliche Größe, hohes
Alter, Seltenheit einer Baumart, ökologischer Wert,
stadtviertelprägende Qualität oder kulturgeschichtliche
Bedeutung. Vorschläge für Naturdenkmale kommen meist
aus der Bürgerschaft, von Bürger- oder Naturschutzvereinen.
Das Umweltschutzamt prüft jeden einzelnen Fall gemeinsam
mit den Naturschutzbeauftragten und den Baumfachleuten
des Garten- und Tiefbauamts.

In einem förmlichen Unterschutzstellungsverfahren erlässt
das Umweltschutzamt für die neuen Naturdenkmale eine
Sammelverordnung, worin der Schutzzweck genannt und
verbotene und zulässige Handlungen geregelt sind. Nach
Inkrafttreten der Verordnung werden die Denkmale mit einem
dreieckigen grünen Metallschild mit der Aufschrift
„Naturdenkmal“ versehen. Ziel der Unterschutzstellung ist ein
möglichst langfristiger Erhalt des jeweiligen Baums. Dafür
wird er jährlich zweimal kontrolliert. Gegebenenfalls entfernen
Fachleute Totholz oder schneiden Äste zurück, vor allem um
die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Falls nötig, wird der
Baum saniert. Dafür können Fördermittel aus dem
Landschaftspflegeprogramm des Landes beantragt werden.
Rund 12.000 bis 16.000 Euro wendet die Stadt Freiburg im
Schnitt jährlich für diese Arbeiten auf.
 
Eintrag vom: 28.08.2009  




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