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Streuobstvermarkter kritisieren falsche Angaben der LĂ€nder zum Obstbau
Bio-Streuobstbau ist Zukunft und Chance / Lingener ErklÀrung der Streuobst-Vermarkter

Lingen/Ems – In einer Resolution „Lingener ErklĂ€rung zum Streuobstbau" fordern die deutschen Streuobst-Aufpreisvermarkter, die sich vom 2. bis 4. MĂ€rz zum fĂŒnften Mal bundesweit zu einer Fachtagung trafen, in Statistiken und öffentlichen Darstellungen des Bundes und der LĂ€nder korrekte Angaben zum Obstbau. Bislang existieren nur unvollstĂ€ndige Angaben, die den Plantagenobstbau betreffen.

In Deutschland gibt es bei Äpfeln, Birnen, Kirschen und Pflaumen 29.750 Euro Hektar zertifizierten Bio-Obstbau, aufgeteilt in 22.000 Hektar hochstĂ€mmigen Bio-Streuobstbau und in 7.750 Hektar Bio-Plantagenobstbau. Diese Angaben der Agrarmarkt -Informationsgesellschaft AMI wurden erstmals bei der NABU-Fachtagung „Mehr Genuss als Verdruss – Zur Zukunft des Streuobstbaus“ im niedersĂ€chsischen Lingen vorgestellt.

„74 Prozent der 29.750 Hektar Bio-ObstbauflĂ€chen Deutschlands sind Streuobstwiesen. Nur ein gutes Viertel sind die in den amtlichen Statistiken benannten FlĂ€chen des so genannten ‚Marktobstbaus‘ in den Plantagen. In den Statistiken der LĂ€nder und der statistischen LandesĂ€mter wie auch auf Bundesebene werden leider regelmĂ€ĂŸig irrefĂŒhrende oder falsche Angaben gemacht,“ kritisiert Markus Rösler, Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses Streuobst, der die bundesweiten Tagungen der Streuobst-Aufpreisvermarkter seit 1996 zum fĂŒnften Mal ausgerichtet hat. Dasselbe gelte fĂŒr den Obstbau generell: Die ObstanbauflĂ€che fĂŒr Baumobst in Deutschland liegt bei ca. 350.000 Hektar. Davon sind nach NABU-SchĂ€tzungen ca. 300.000 Hektar StreuobstbestĂ€nde und ca. 50.000 Hektar ­– und damit nur rund 14 Prozent – Plantagenobstbau. „Nur diese relativ kleine FlĂ€che wird aber in den Angaben der LĂ€nder und Statistischen LandesĂ€mter als Obstanbau dargestellt. Das geht sowohl fĂŒr den Obstanbau insgesamt als auch fĂŒr den Teilbereich des Erwerbsobstbau weit an der RealitĂ€t vorbei“, so Rösler.

Bundesweite Vorreiter sind Baden-WĂŒrttemberg mit 9.093 Hektar Bio-Streuobstbau und damit 41 Prozent sowie Bayern mit 8.460 Hektar Bio-Streuobstbau und damit 38 Prozent des bundesweiten Bio-Streuobstbaus. Dort wird die Erwerbsfunktion des Streuobstbaus besonders deutlich, denn die Umstellung auf zertifizierten Bio-Anbau mit höheren Kontrollkosten und höherem Verwaltungsaufwand erfolgt im Regelfall nur bei gewerblichem Interesse. Dabei geht es laut Rösler hauptsĂ€chlich um die Produktion von Streuobst-GetrĂ€nken, die hochpreisig sowohl regional, aber auch international Richtung Benelux sowie den Britischen Inseln vermarktet werden.

Insgesamt 19 Forderungen, insbesondere an Bund und LĂ€nder formulieren die Streuobst-Aufpreisvermarkter in der „Lingener ErklĂ€rung zum Streuobstbau“.
Neben genauen Angaben zu Obstbau-FlÀchen fordern sie eine alle zehn Jahre zu wiederholende bundesweit einheitliche Erhebung des Streuobstbaus, ein internationales Streuobst-Kompetenz-Zentrum des Bundes, die Umsetzung der nationalen BiodiversitÀtsstrategie mit dem Ziel, die StreuobstbestÀnde um zehn Prozent auszuweiten, die bundesweite Unterschutzstellung der StreuobstbestÀnde und formulieren umfassende VorschlÀge im Bereich der Förderprogramme von Bund und LÀndern.

FĂŒr die AnbauflĂ€che der Bio-StreuobstbestĂ€nde in Deutschland gibt es laut Angaben der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft AMI eine stark steigende Tendenz ĂŒber die derzeit 22.000 Hektar hinaus. Diese FlĂ€chen wurden nach Angaben der Streuobst-Vermarkter meist aus gewerblichen GrĂŒnden umgestellt, sind also als FlĂ€chen des Erwerbsobstbaus anzusehen und in den Statistiken der LĂ€nder und des Bundes entsprechend zu fĂŒhren. Vergleichbares gelte fĂŒr die StreuobstbestĂ€nde, die im Rahmen der Streuobst-Aufpreisvermarktung und der Kleinbrennerei konventionell bewirtschaftet werden. Leider sind alle diese Zahlen bei den BundeslĂ€ndern derzeit weitgehend unbekannt. So entsteht aufgrund von Veröffentlichungen der Ministerien und statistischen Ämter ein auf Obst-Plantagen reduzierter und damit völlig falscher Eindruck vom Erwerbsobstbau in Deutschland.

Streuobstwiesen gehören mit ihrer Arten- und Sortenvielfalt zu den LebensrĂ€umen mit der höchsten biologischen Vielfalt in ganz Europa und in Deutschland. Nach SchĂ€tzungen des NABU-Bundesfachausschusses Streuobst gibt es aktuell rund 300.000 Hektar Streuobstwiesen in Deutschland und etwa 1,5 Millionen Hektar in Europa. Zugleich sind sie mit ĂŒber 5.000 Tier- und Pflanzenarten sowie ĂŒber 3.000 Obstsorten Hotspots der Biologischen Vielfalt fĂŒr ganz Europa. In Deutschland befinden sich nach NABU-SchĂ€tzung rund 20 Prozent der europĂ€ischen StreuobstbestĂ€nde, im Vorland der SchwĂ€bischen Alb mit rund 30.000 Hektar das grĂ¶ĂŸte Obstanbaugebiet Europas.

Bundesweit gibt es rund 120 Streuobstvereine, BUND- und NABU-Gruppen, LandschaftspflegeverbĂ€nden sowie Tausende landwirtschaftlicher Bio-Betriebe, die sich in Kooperation mit Keltereien und Mostereien faire Preise fĂŒr die Bewirtschafter von StreuobstbestĂ€nden zum Ziel setzen. Sie erzeugen jĂ€hrlich 100.000 Tonnen Streuobst, was zu ca. 75 Millionen Liter GetrĂ€nken verarbeitet wird, darunter ĂŒber zehn Prozent der deutschen Apfelsaftproduktion.

Der niedersĂ€chsische Umweltminister Olaf Lies hatte in einem Grußwort die ökologische, ökonomische und kulturelle Bedeutung des Streuobstbaus betont und zugesagt, sich fĂŒr die Erhaltung und Förderung der Streuobstwiesen in Niedersachsen einzusetzen.

„Lingener ErklĂ€rung zum Streuobstbau“, Infos und Service-Leistungen zum Thema Streuobst und Obstsorten ...
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Eintrag vom: 08.03.2018  




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