Im Rekordjahr 2017 kamen über 389.000 Besucher
Freiburgs Naturerlebnispark hat sein Programm 2018 vorgestellt Der Mundenhof bleibt ein Phänomen. Er bietet keine brüllenden Raubtiere der Savanne, sondern ungekämmte Haustiere in ihrem Element. Er hat keine Event-Gehege mit Hautnah-Erfahrung, sondern artgerechte Tierhaltung, bei der man die Tiere manchmal nur aus der Mitteldistanz sehen kann. Und trotzdem rennt das Publikum den Kamelen, Ziegen und Schweinen die Bude ein.
Im vergangenen Jahr kamen 389.221 Besucherinnen und Besucher in Freiburgs Naturerlebnispark. Das sind nochmals 20.000 Gäste mehr als in den bisherigen Rekordjahren 2016 (360.000), 2015 (369.000) und 2014 (364.000). Und die hatten, auch dank zahlreicher Veranstaltungen, eigentlich als „unschlagbar“ gegolten.
Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik zeigt sich grundsätzlich erfreut über den neuerlichen Rekord: „Die Zahlen zeigen die große Beliebtheit des Mundenhofs bei der Bevölkerung. Gleichzeitig machen Sie aber auch deutlich, dass er in seiner derzeitigen Form an die Grenzen seiner Kapazität gekommen ist und daher die anstehenden Investitionen und Umbaumaßnahmen dringend erforderlich sind.“ Was nun im Jahr 2018 auf den Mundenhof und sein Publikum zukommt, haben Stuchlik und das Leitungs-Duo des Mundenhofs, Susanne Eckert und Berno Menzinger, heute auf einer Pressekonferenz vorgestellt.
Buntmardergehege und Prärie
Baulich steht das Mundenhof-Jahr 2018 im Zeichen zweier Groß-Projekte. Der Umbau des früheren Bären- in ein Buntmardergehege läuft auf Hochtoren. Die Betonmauern sind bereits abgesägt, um so neue Zugänge zu schaffen und die vorhandenen Stallungen an die Buntmarder anzupassen. Die Leitungen zum Entwässern des Geheges und die Abwasserschächte sind angelegt. Der Sockel für das Ausweich- oder Rückzugsgehege ist ebenso errichtet wie ein erstes „Dschungelbeet“ und eine Natursteintreppe; an letzteren Aufgaben waren die Mundenhof-Azubis maßgeblich beteiligt.
In den nächsten Monaten wird ein Ausweichgehege errichtet und die Metallkonstruktion für das Geländer eingebaut. Sobald die Betonschachtringe in den Naturfelsen gesetzt sind, folgt die elektrische Ausbruchsicherung und eine Holzwand mit Gucklöchern. Schließlich wird im großen Gehege eine Landschaft inklusive Bachlauf und Teich modelliert. Da nicht nur das Gehege an sich betroffen ist, sondern auch die Umgebung gestalterisch und konzeptionell mit einbezogen wird, erfordert dieses Großprojekt viel Abstimmung. Zu diesem Zwecke sind die Tierpfleger, die mit der Haltung und Betreuung der Buntmarder betraut sein werden, eng in die Planung eingebunden und waren bereits zum Praktikum im Zoo Nürnberg, um dort mehr über ihre künftigen Schützlinge zu erfahren.
Weniger detailliert, aber viel großräumiger sind derweil die Arbeiten an der künftigen „Prärie“ auf dem Mundenhof. Derzeit wird die Ansaatfläche im Bisongehege entwickelt, Ende Juni wird das PrärieAreal zwischen Pintos und Bisons dann bepflanzt.
Parallel zu diesen beiden Großprojekten laufen die Abschlussarbeiten beim Betriebshof (Futterküche KonTiKi einrichten, Umzug Futterhalle, Endausbau Spaltenbodenstall), die Planungen für die Veranstaltungen zum diesjährigen Jubiläum „50 Jahre Tiergehege“, der Umbau der Hofwirtschaft (inkl. neuer Toiletten) und der Umzug der Verwaltung. An kleineren Maßnahmen sind für 2018 vorgesehen: Koppeln sanieren, Stallböden erneuern, Regenwasserabläufe sanieren oder neu bauen, Futtersituationen verbessern. „Es wird uns jedenfalls nicht langweilig“, bekräftigten Susanne Eckert und Berno Menzinger vom Mundenhof auf der heutigen Pressekonferenz.
Splitter aus dem Tiergehege 2017
Gleich drei Auszubildende haben die Abschlussprüfungen zur Zootierpflegerin bzw. zum Zootierpfleger gemeistert. Stephanie Jehle übernahm sofort danach eine neue Stelle im Schwarzwaldzoo des Steinwasenparks. Steven Eichin und Jan Moritz Berl entschieden sich, noch ein halbes Jahr auf dem Mundenhof zu bleiben. Beide haben im Anschluss daran eine Stelle in ihrem Beruf gefunden. Im September haben dann Theresa Fröhlich, Julian Kirchgäßner und Andreas Kleint ihre Ausbildung als Zootierpfleger/in aufgenommen.
Der Ausbau der Krankenstation, der vor Jahren mit der Installierung schwenkbarer Boxentüren zur Anpassung der Stallgrößen an die gehaltene Tierart begann, schreitet flott voran – auch dank der immensen Eigenleistung der Tierpflegerinnen und -pfleger. Während der Hauptsaison haben sie zusätzlich zu ihren Kernaufgaben das alte Mauerwerk verfugt, ausgebessert und gestrichen, Leitungen gelegt und einen separaten Bereich für Fütterung und Reinigung geschaffen. Nebenher entstand noch ein kleiner Umkleideraum.
Sowohl bei den Wollschweinen, als auch für die Heidschnucken wurden durch den Bau niederschwelliger Zäunen neue Räume zur separaten Fütterung und Abtrennung der Tiere geschaffen. Das ist für die Tiere besser und erleichtert den Menschen das Arbeiten. Bei den Javaneraffen wurde eine elektrische Heizung mit Deckenstrahler installiert. Damit sind die alten Nachtspeicheröfen passé.
Stellvertretend für eine Vielzahl von Anekdoten und Geschehnissen im Tierbestand 2017 seien drei davon erwähnt:
Nachdem Ende 2016 zwei alte Erdmännchen aus der Gruppe verstorben waren, haben im Juni 2017 zwei junge Männchen aus der Stuttgarter Wilhelma die Gruppe vergrößert und gleich ordentlich für Aufregung gesorgt. Doch, wie zuvor mit dem neuen Weibchen, konnte auch diese Herausforderung gemeistert werden. Die Wogen haben sich geglättet; nun warten alle gespannt darauf, wann sich hier Nachwuchs einstellt.
Ein freudiges Ereignis war die Geburt der Trampeltierstute Qara am 18. April 2017. Mittlerweile ist sie wohlauf und zeigt sich als Wirbelwind der Gruppe. Ihre ersten Lebenswochen waren aber nicht einfach, da ihre Mutter Qisma zu wenig Milch hatte. Somit mussten die Tierpflegerinnen und -pfleger mit der Flasche nachhelfen, was sie tags und nachts auf Trab hielt. Zusätzlich trat bei Qara eine unerklärliche Lähmung der Gesichtsmuskulatur auf, die das Atmen erschwerte. Im September brachten die Tierpflegekräfte sie mit ärztlicher Unterstützung in die Tierklinik, in der sie operiert wurde. Alles ist gut verlaufen, das Atmen fällt ihr nun deutlich leichter.
Wie nahe Freud und Leid in einem Tiergehege beieinander liegen, zeigte sich vor Weihnachten, als am 21. Dezember die mittlerweile 23-jährige Hinterwälderkuh Lili, Heldin vieler Krippenspiele (als „Ochse“!), eingeschläfert werden musste. Auch sie wurde durch die Pfleger gesondert betreut, da sie im Alter das Heu kaum noch kauen konnte und auf beiden Augen blind war. Ihr ruhiges Wesen und die umgängliche Art zeichneten sie schon zu Zeiten aus, als die Landwirtschaft noch zum Mundenhof gehörte und das Tiergehege eine eigene Hinterwälderherde unterhielt. Nach der Verpachtung der Landwirtschaft und dem Austausch der Hinterwälder durch die Schottischen Hochlandrinder wurde Lili im KonTiKi aktiv, wo engagierte Mitarbeiterinnen ein eigenes Kuhprojekt für Schulklassen initiierten. Im Juni 2008 bekam sie ihr letztes Kalb; Paula ist heute noch auf dem Mundenhof. Den wohlverdienten Ruhestand verbrachte sie dann wieder im Tiergehege, wo sie den jungen Steppenrind- und Yakkälbern, die noch zu klein waren, um in die Herde zu kommen, Manieren beibrachte. Somit hat Lili den Mundenhof über viele Epochen begleitet und ist vielen Mitarbeiter/innen und Besucher/innen ans Herz gewachsen.
Dafür lagen am 22. Dezember bereits sieben fidele Wollschwein-Ferkel bei ihrer Mutter, was recht früh ist und auf dem Mundenhof Labsal war nach dem Tod von Lili.
Splitter aus dem Jahresbericht des KonTiKi
Der Mundenhof lebt mehr denn je vom bürgerschaftlichen Engagement. Ohne die ehrenamtliche Mitarbeit vieler Eltern und Kinder wären auch im vergangenen Jahr die großen Feste (Mittelalterfest, Kürbisfest, Krippenspiel) auf dem Mundenhof nicht möglich gewesen. Viele helfende Hände sind auch bei der Gruppenbetreuung an den regelmäßigen Nachmittagen oder während der Ferienfreizeiten nötig. Leider können ältere Schülerinnen gar nicht mehr oder nicht mehr so verbindlich mitarbeiten wie sie es gerne würden: Der Schulalltag hat sich sehr geändert, es wird immer schwerer, geeignete, langfristig verbindliche, ehrenamtliche Kräfte zu finden.
Der gesellschaftliche Wandel, verändertes Freizeitverhalten und die veränderte Schulsituation (Ganztagsschule, Ganztagsbetreuung usw.) wirken sich auch auf die offene Kinder- und Jugendarbeit im KonTiKi (Kontakt Tier-Kind) aus. Es kommen weniger Kinder, und sie bleiben nicht mehr so langfristig. Spätestens nach der Grundschulzeit werden viele Kinder abgemeldet. Das bedeutet in den Nachmittagsgruppen mehr Mühe für die Betreuerinnen, da die älteren, erfahrenen Jugendlichen als „Co-Betreuende“ fehlen. Die hohe Fluktuation lässt stabile Gruppen kaum zu. Zudem bringen viele Kinder Verhaltensauffälligkeiten mit, die die Arbeit mit ihnen nicht erleichtert.
Insgesamt kamen im vergangenen Jahr an 111 Nachmittagen (2016: 112) 3.315 Kinder und Jugendliche (2016: 3.706): Das ist gut ein Zehntel weniger als im Vorjahr. Nach den Rückgängen in den letzten beiden Jahren ist hier ein Trend unübersehbar, von dem andere Einrichtungen schon länger und gravierender betroffen sind. Es fällt auf, dass die Kinder innerhalb eines Schuljahres öfter den Nachmittag wechseln müssen, weil die Stundenpläne sich ändern.
An den schulspezifischen Angeboten nahmen 74 Klassen/Gruppen (2016: 81) mit 1.237 Kindern (2016: 1.511) teil. Davon kamen 52 (69) Gruppen mit 859 (1.269) Teilnehmern aus Freiburg und 22 (12) Gruppen mit 378 (242) Teilnehmern aus dem Umland. Aus weiterführenden Schulen kamen dieses Jahr keine Gruppen, für deren Lehrkräfte scheint das KonTiKi wenig attraktiv.
Alle Kooperationsprojekte – regelmäßig einmal pro Woche – liefen 2017 kontinuierlich weiter. Daran nahmen teil: 20 Schülerinnen und Schüler der Michaelschule/Freie Schule für Erziehungshilfe, 5-8 Schülerinnen und Schüler der Schule für psychisch belastete Kinder/Jugendliche der Universitätsklinik, und 3 Gruppen der Kindertagesstätte auf dem Mundenhof. Elisabeth Schramm, Psychologin an der Uniklinik, führt regelmäßig Achtsamkeitstherapie mit Schafen für Patientinnen und Patienten im KonTiKi durch. |