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Windkraft: Wieder ohne den Südwesten
Bundesnetzagentur erteilt auch in der zweiten Ausschreibungsrunde keiner WEA in Baden-Württemberg den Zuschlag

Viele hatten es befürchtet, aber die Hoffnung hielt sich bis zuletzt, dass Baden-Württemberg in der zweiten Ausschreibungsrunde besser abschneiden würde, als in der ersten, deren Ergebnisse Mitte Mai schon für einige Aufregung gesorgt hatten. Denn das Bundesland ging auch da leer aus – dasselbe Schicksal ereilte lediglich Thüringen, Sachsen und die Stadtstaaten.

Schon im Mai wurden Stimmen laut, die der Windbranche in Baden-Württemberg das Ende prophezeiten und stark an der Realisierbarkeit der Klimaschutzziele zweifelten. Denn über 96 Prozent des Zuschlagvolumens ging an Bürgerenergiegesellschaften. So auch bei dieser zweiten Ausschreibungsrunde, deren Ergebnisse jetzt vorliegen und die ihnen erneut 95 Prozent des Zuschlagvolumens beschert. Die Bürgerenergiegesellschaften haben nun fünf Jahre Zeit, eine Genehmigung zu erwirken und ihre Projekte in Betrieb zu nehmen. Was auf den ersten Blick wie eine demokratische Berücksichtigung der Underdogs wirkt, birgt das Potenzial, die Nutzung der Windkraft im Südwesten zum Erliegen zu bringen. Daher muss der Zubaudeckel dringend angehoben und eine Regionalquote eingeführt werden, um den Zubau auch im Süden weiterhin zu ermöglichen und die Klimaziele zu erreichen. Planung und Umsetzung von Windenergieanlagen sind für Bürgerenergiegenossenschaften schwieriger umzusetzen als für größere Unternehmen. Das Ungleichgewicht bei den Zuschlägen zu ihren Gunsten kann zur Folge haben, dass nicht alle geplanten Anlagen gebaut und in Betrieb genommen werden. Finanzielle Großprojekte sind für kleinere Genossenschaften wesentlich schwerer zu schultern als für große Firmen.

Aber auch die ächzen unter den Einbußen vergeblicher Planungen. Langes, kostspieliges Ringen um Genehmigungen, teure Standort- und Umweltverträglichkeitsprüfungen sowie die Zahlung von Gutachtern und Sachverständigen bringen auch die Großen an den Rand finanzieller und personeller Belastbarkeit. Mehrere abgelehnte Projekte in Folge kann sich kaum jemand leisten.

Umso größer ist die Enttäuschung, ja, auch Fassungslosigkeit angesichts der gerade von der Bundesnetzagentur veröffentlichten Zahlen. „Hier will man offensichtlich die Nutzung der Windenergie in den südlichen Bundesländern abschaffen“, erklärt Christian Oberbeck, Landesvorsitzender des BWE Baden-Württemberg. „Diese eindeutige Bevorzugung erneut von Bürgerenergiegenossenschaften und die Zurückweisung wieder der südlichen Bundesländer zementiert die Unterlegenheit des Südens für viele Jahre und macht geplante Projekte vor Ort unmöglich. Wenn Deutschland die Klimaschutzziele tatsächlich erreichen will, ist diese Entscheidung ein großes Rätsel“ fügt Oberbeck hinzu. „Hier herrscht dringender Handlungsbedarf für die neue Bundesregierung. Der BWE freut sich auf konstruktive Diskussionen, um die Energiewende in Deutschland weiter voranzutreiben.“
 
Eintrag vom: 24.08.2017  




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