Da freuen sich nicht nur die Bisons: Auf dem Mundenhofgelände
wird ein nächster Entwicklungsschritt eingeleitet. Neben den
Tierarten soll sich zumindest in Teilbereichen auch die Vegetation
an dem Thema der Länder und Kontinente orientieren. Daher
wurde vor sechs Jahren der Versuch unternommen, eine
nordamerikanische Prärie anzulegen. Dieser Versuch ist mehr als
geglückt: Die gegen Trockenheit resistenten Stauden und Gräser
haben sich auf dem durchlässigen Schotterboden gut etabliert.
„Die Blütenpracht der Stauden sowie die winterlichen Farben der
Gräser bereichern das Landschaftsbild des Tiergeheges um ein
weiteres“, freut sich Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik. Im
Frühjahr 2018 soll die bestehende, rund 270 Quadratmeter große
Präriefläche auf etwa 1000 Quadratmeter erweitert werden.
Die Prärie, abgeleitet vom Französischen „prairie“, was mit
„Wiese“ oder „Weide“ übersetzt werden kann, ist der
nordamerikanische Anteil der Steppenzone der Erde. Sie umfasst
die Great Plains sowie die westliche Golfküstenebene.
Kennzeichnend für diese Weidelandschaft ist ihre Baumarmut
sowie ihr geringer Gras- und Strauchbewuchs. Die begrenzte
Vegetation geht auf die kontinentale Lage, den Regenschatten der
Rocky Mountains und die damit verbundenen trockenen
Klimabedingungen (Wassermangel) zurück.
Vor der Besiedlung durch Euroamerikaner lebten hier vor allem
riesige Herden von Bisons und Gabelböcken sowie
Schwarzschwanz-Präriehunde. Durch die Ausbreitung des von
den Spaniern eingeführten Pferdes vom Beginn des 17. bis Ende
des 18. Jahrhunderts entwickelten sich die Kulturen der PrärieIndianer,
deren Grundsicherung in erster Linie von Bison und
Pferd abhängig war. Mittlerweile werden die Flächen der
ursprünglichen Prärie hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt.
Die gut an die Bedingungen der Prärie angepassten Bisons
wurden im 19. Jahrhundert durch weiße Siedler und das Militär bis
auf wenige Reste systematisch ausgerottet. Von den ursprünglich
Millionen Tieren lebten 1894 in ganz Nordamerika noch rund
achthundert Exemplare. Ihre Zahl fiel bis zum Tiefststand 1902 auf
nur noch dreiundzwanzig. Zwischen 1992 und 1996 etablierten
verschiedene Indianerstämme etwa fünfzehn neue Bisonherden
mit einer Vervierfachung des Bestandes auf Indianerreservaten
und dank intensiver Schutzmaßnahmen gibt es heute im Mittleren
Westen der USA wieder Bisons im sechsstelligen Bereich.
Der Mundenhof im Westen von Freiburg ist mit seinen
ausgedehnten Flächen und einer Gesamtgröße von 38 Hektar
zwar das größte Tiergehege Baden-Württembergs, dennoch
unterschiedet er sich stark von einem klassischen Zoo: Auf dieser
Fläche werden etwa rund dreihundert Tiere beherbergt. Dabei liegt
der Schwerpunkt des Mundenhof-Konzepts auf der Haltung von
Haus- und Nutztierarten aus aller Welt. Esel, Pferd, Schaf, Ziege,
Kuh, Kamel und Co. haben daher entsprechend große Gehege
und viel Platz. Außerdem sind die Tiere nicht in einzelnen
Gehegen untergebracht, sondern mit ihren Kollegen aus dem
jeweiligen Heimatgebiet dem sie angehören. So sind Yak und
Kaschmirziege im tibetischen Hochlandgehege beheimatet, Lamas
und Nandus dagegen im Südamerikabereich. Nordamerika
repräsentieren kleine Indianerpferde, Pintos genannt, und im extra
Gehege direkt nebenan die imposanten Bisons.
Die Idee war nun, in nächster Nähe zu den Bisons eine
Hochgrasprärie anzulegen. Die ausgewählte Fläche war Teil der
Freiburger Rieselfelder, die über Jahrzehnte mit den Abwässern
aus der Stadt beschickt wurde. Seit Gründung des Mundenhofs
1968 ist sie jedoch nicht mehr berieselt worden. Dennoch haben
die kieshaltigen Böden durch ihre Geschichte noch immer einen
hohen Stickstoff- und Phosphatgehalt. Der pH-Wert des Bodens
liegt bei etwa 5,8.
Im November 2011 wurde die rund 270 Quadrat metergroße
Fläche für die Aussaat vorbereitet. Dazu wurde der Oberboden abund
dreißig Zentimeter Sand aufgetragen, bepflanzt und besät.
Anschließend kam eine Mulchschicht aus Stroh darüber. Nun war
Abwarten und Tee trinken angesagt, ob sich all die Mühe gelohnt
hat. Sie hat: Ab März 2012 lugten erste kleine Keimlinge aus dem
Boden, die nach und nach mehr wurden. Und schon drei Monate
später, im Juni, zeigten sich erste Blüten von Dreimasterblumen,
Sonnenhüten und vor allem einjährige Rudbeckien, die die
gesamte Fläche in ein gelbes Blütenmeer tauchten. Die Pflanzen
und Samen stammten aus dem Schau- und Sichtungsgarten
Weinheim.
Auch im Laufe der folgenden Jahre keimten weitere Arten. „Das ist
für den Mundenhof ein weiterer Erfolg“, freut sich Umweltbürgermeisterin
Gerda Stuchlik, „Arten, denen die Verhältnisse zu
trocken waren, sind zwar wieder verschwunden. Aber insgesamt
hat sich eine stabile Hochgrasprärie entwickelt.“ Was vor sechs
Jahren als Versuch begann, hat sich als Erfolg herausgestellt und
so wird im Frühjahr 2018 die bestehende Prärieanlage auf rund
tausend Quadratmeter vergrößert werden.
Derzeit leben sieben nordamerikanische Bisons im Tiergehege:
ein Bulle, vier Kühe und zwei Kälber. Meistens stehen oder liegen
sie auf der grünen Wiese. Doch wer öfters auf den Mundenhof
kommt, hat sie sicher schon in Aktion erlebt – was sehr imposant
ist – denn dann rennen sie voller Kraft über ihr Gelände. Hier zeigt
sich, dass sie durchaus nicht die niedlichen Tierchen sind, für die
sie viele Besucherinnen und Besucher halten. Im Gegenteil: Die
Bisons gehören zu den gefährlichsten Tieren, die auf dem
Mundenhof leben und sollten daher absolut nicht gestreichelt
werden. Füttern ist ohnehin verboten.
Die Prärieanlage ist ein gemeinsames Projekt der FreiburgMadison-Gesellschaft
mit dem Sister-City-Comitee und dem TierNatur-Erlebnispark
Mundenhof. Anlass dazu ist die Städtepartnerschaft
Freiburg-Madison, die im Jahr 2018 ihr 30-jähriges
Bestehen feiert.
Mit der Vergrößerung der Prärieanlage wird das Tiergehege eine
weitere Attraktion bekommen, die gut in das Mundenhof-Konzept
passt. Spätestens zur Eröffnung im Herbst 2018 wird durch die
bestehende Prärie ein Weg angelegt sein, so dass die Besucher
durch das mannshohe Gras laufen, und die nordamerikanische
Prärie hier in Freiburg erleben können. Ein weiterer Schritt wäre,
dass auch auf der Bisonweide Präriepflanzen wachsen. |