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Braunbär trifft Mensch: Fiktion und Wirklichkeit.
TV-Premiere „Der Bär ist los! Die Geschichte von Bruno“ (25.02, 20:15 Uhr, ARD)

Frankfurt - Grundsätzlich begrüßt der WWF das positive Bild, das der Fernsehspielfilm „Der Bär ist los!“ von Braunbären zeichnet. „Der Film verdeutlicht, dass der Bär ein faszinierendes und schönes Wildtier ist, das in Österreichs Naturlandschaften einen bestens geeigneten Lebensraum vorfindet“, bekräftigt Volker Homes, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland. „Allerdings entsprechen einige Darstellungen wohl mehr dramaturgischen Erfordernissen und weniger den reellen Gegebenheiten. Aber das ist wohl die künstlerische Freiheit.“ Der Film von Xaver Schwarzenberger orientiert sich am Leben des Bären JJ1, besser bekannt unter dem Namen Bruno. Er war der erste Bär, der aus dem italienischen Trentino über Tirol bis nach Bayern wanderte, und dem als „Problembär“ – anders als im Film – kein Happy End vergönnt war: Nach misslungenen Fangversuchen wurde er im Juni 2006 getötet. „Heute ist allen klar, dass Bruno ein Ausnahmebär war, wie er ausgesprochen selten vorkommt – wahrscheinlich hat auch das dazu beigetragen, dass sein außergewöhnliches Schicksal verfilmt wurde“, so Homes.

„Sobald Wildtiere den Menschen als Futterquelle betrachten, verlieren sie ihre natürliche Scheu und können zum Problem werden“, erklärt WWF-Experte Homes. Dies wird im Bruno-Film vor allem in einer Szene deutlich, in der die Tierschützerin Linde Blümel (gespielt von Nadeshda Brennicke) Bruno auf der Terrasse einer Almhütte ihr Mittagessen überlässt und ihn aus nächster Nähe beim Verzehr beobachtet. Tatsächlich hatte auch der wirkliche Bruno von seiner Mutter Jurka, die in Italien von Schaulustigen angefüttert wurde, gelernt, seine Nahrung in der Nähe menschlicher Siedlungen zu suchen, was ihm schließlich zum Verhängnis wurde. „Letztendlich werden Problembären durch menschliches Fehlverhalten dressiert“, warnt Volker Homes. Auch zahlreiche mögliche Vorkehrungen gegen Bärenschäden, wie Elektrozäune um Bienenstöcke oder bärensichere Mülleimer, werden im Spielfilm nicht thematisiert.

Besonders dramatisch wird im Film ein Angriff des tierischen Titelhelden auf einen Jäger (gespielt von Fritz Karl) dargestellt. Doch der Kampf zwischen Mensch und Bär wird nicht durch reelle Tatsachen gestützt: Seit Beginn der Wiederansiedlungsprojekte in Österreich und Italien in den letzten Jahrzehnten ist kein einziger Übergriff eines Bären auf Menschen überliefert. Selbst verhaltensauffällige Tiere wie Bruno oder Jurka haben niemals Menschen angegriffen, verletzt oder gar getötet. „Braunbären sind eindrucksvolle und starke Wildtiere, aber keine wilden Bestien. Der Mensch sollte ihnen mit Umsicht und Respekt begegnen“, rät WWF-Experte Homes. Mithilfe eines Management-Plans wird beispielsweise in Österreich schon seit 1996 das Zusammenleben von Mensch und Tier geregelt. Darin enthalten sind Anleitungen zum Verhalten für Schäfer und Imker oder Aufklärungsarbeit bei Jägern und Förstern.
 
Eintrag vom: 19.02.2009  




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