Pilotprojekt von Stadt Freiburg, Badenova und Bauverein Breisgau zeigt gute Erfolge
Seminar mit weiteren Infos dazu auf der GETEC
Aus Sonne Wärme gewinnen, das lohnt sich auch für größere
Häuser mit mehreren Wohnungen. Das ist das Ergebnis eines
Pilotprojekts, das von der Stadt Freiburg initiiert, vom Badenova
Innovationsfonds gefördert und vom Bauverein Breisgau
umgesetzt wurde. Der Bauverein hatte vor gut einem Jahr
insgesamt zehn zusammenliegende Häuser in der
Emmendinger Straße mit über 90 Wohnungen mit einer großen
Solarthermieanlage, die Warmwasser erzeugt, ausstatten
lassen. Jetzt wertete das Fraunhofer ISE die Betriebsdaten
eines Jahres aus und es zeigt, dass ein solches Projekt
Nachahmer finden sollte, weil es einen wichtigen Beitrag leisten
kann, die Freiburger Klimaschutzziele zu erreichen. Die
zuständige Bürgermeisterin Gerda Stuchlik freut sich:
„Solarthermieanlagen haben auch im
Mehrgeschosswohnungsbau ihre Berechtigung und können dort
einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten.“
Besonderheit des Projekts war außerdem, dass die neue
Solarthermieanlage in ein neu geschaffenes Klein-Netz für die
Wärmeversorgung eingebunden wurde.
Wissenschaftlich begleitet hat das Projekt das FraunhoferInstitut
für Solare Energiesystem ISE. Das Ergebnis nach einem
Jahr: Die Anlage auf dem denkmalgeschützten Ensemble in der
Emmendinger Straße hat der Atmosphäre mehr als zwölf
Tonnen Kohlendioxid erspart. In den Sommermonaten lieferten
die Kollektoren mehr als 60 Prozent der von den 92 Wohnungen
benötigten Wärmemenge. Über das gesamte Jahr 2016
gesehen, konnte die Solarthermie rund zehn Prozent der
Wärmeenergie bereitstellen.
Das neue Wärmesystem besteht neben der 191 Quadratmeter
großen Solaranlage aus einem Blockheizkraftwerk (BHKW)
sowie einem gasbetriebenen Spitzenlastkessel und zehn
Pufferspeichern mit einem Volumen zwischen 1.200 und 1.700
Litern. Da das BHKW vergleichsweise klein ausgelegt ist, kann
es fast ganzjährig unter Volllast laufen und damit sehr effizient
Wärme und Strom produzieren. Der selbst produzierte Strom
wird über eine Tochtergesellschaft des Bauvereins an die
Mieterinnen und Mieter zum Eigenverbrauch verkauft. Die
Kosten für das ganze Wärmesystem lagen bei rund 1,26
Millionen Euro.
Wir sind sehr zufrieden mit der neuen, innovativen
Wärmeversorgung in unserem Gebäudeensemble in der
Emmendinger Straße“, resümiert Michael Simon, Leiter der
Bauabteilung beim Bauverein Breisgau. Auch der Verkauf des
BHKW-Stroms an die Mieterinnen und Mieter hat sich
ausgesprochen positiv entwickelt: „Bereits drei Viertel aller
Mietenden beziehen den preisgünstigen Strom aus eigener
Herstellung“, erzählt Simon. „Ich würde mich freuen, wenn
andere Wohnungsgesellschaften, Baugenossenschaften oder
sonstige Eigentümer von Mehrfamilienhäusern unser
Pilotprojekt zum Anlass nähmen und bei der Erneuerung ihrer
Wärmeversorgung die Solarthermie und die Einbindung eines
BHKW in Betracht zögen.“
Die Stadt Freiburg möchte mit diesem Beispiel vor allem
Besitzerinnen und Besitzer von Mehrfamilienhäusern dazu
anregen, über die Nutzung solarthermischer Anlagen
nachzudenken. Das unter Denkmalschutz stehende
Gebäudeensemble des Bauvereins zeigt außerdem, dass auch
der Denkmalschutz kein Hindernis sein muss. Gerade bei
Mehrfamilienhäusern im Bestand gibt es noch erhebliches
Potential hinsichtlich der Solarthermie. Nur ein Bruchteil der
Mehrfamilienhäuser ist mit solarthermischen Anlagen
ausgestattet. „Das ist bedauerlich“, meint Stuchlik, „Achtzig
Prozent aller Mietwohnungen liegen in Wohnhäusern mit drei
bis zwölf Wohneinheiten. Unser Ziel ist es, dass dieses
Potential zukünftig stärker erschlossen wird. Denn nur, wenn die
Solarthermie ihren Platz auch in der Wärmeversorgung von
größeren Wohnhäusern findet, wird mittelfristig die
Wärmewende gelingen können“, ist Stuchlik überzeugt. |