Tschimpke: Landwirtschaft muss deutlichen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt leisten
Der NABU hat eine positive Bilanz der 13.Vertragsstaatenkonferenz der UN-Konvention über die Biologische Vielfalt gezogen, die am Wochenende in Cancún/Mexiko zu Ende gegangen ist. NABU-Präsident Olaf Tschimpke: „Die Beschlüsse sind wegweisend, vor allem für die Landwirtschaft. Die Regierungen der Welt haben sich in Cancún verpflichtet, ihre Agrarpolitik in Einklang mit Naturschutzzielen zu bringen. Damit haben Deutschland und die ganze EU jetzt eine klare Marschroute für die anstehende Reform der Agrarsubventionen nach 2020, von der sie nicht mehr abweichen dürfen.“
Gerade der massive Pestizideinsatz in der Landwirtschaft führt weltweit zum Verlust von biologischer Vielfalt. „Er belastet Böden, Grundwasser und ist eine wesentliche Ursache für den alarmierenden Rückgang von Feldvögeln, Insekten und vielen weiteren Arten“, so Tschimpke. Vor diesem Hintergrund begrüßt der NABU, dass mehrere EU-Staaten in Mexiko eine „Koalition der Willigen für Bestäuber“ gegründet haben. Die Gruppe, der auch Deutschland angehört, will Bienen und andere Insekten besser schützen. Auch wollen sie nationale Strategien zum Schutz von Bienen und Insekten entwickeln und beispielsweise nach Alternativen zu Pestiziden suchen. „Gerade Insekten, die den überwiegenden Anteil unserer Artenvielfalt ausmachen und denen eine besondere Bedeutung im Naturhaushalt zukommt, sind in besonders erschreckend hohem Maße betroffen. Diese Biodiversitätsverluste müssen sehr ernst genommen werden, da das Aussterben von Arten irreparabel ist und auch zahlreiche ökonomische Folgen hat“, so Tschimpke weiter. Der NABU fordert den Wandel hin zu einer ökologisch verträglichen Forst- und Landwirtschaft, eine an der nachhaltigen Bewahrung der Biodiversität ausgerichtete Agrarförderung sowie konkret für Deutschland den Aufbau eines bundesweiten Biodiversitätsmonitorings für Insekten sowie die Förderung der Forschung zum Insektensterben. Zudem ist auf EU- und Bundesebene dringend eine Überprüfung des Zulassungsverfahrens von Pestiziden geboten, um die weitreichenden Auswirkungen auf Natur und Umwelt umfassender abschätzen zu können – unter strikter Wahrung des Vorsorgeprinzips.
Die UN-Vertragsstaaten haben sich in Mexiko auch auf den Abbau biodiversitätsschädlicher Subventionen geeinigt. „Die in Cancún einstimmig verabschiedeten Beschlüsse machen deutlich, dass Ernährungssicherung und produktive Landwirtschaft auf Dauer nur möglich sind, wenn die Biodiversität weltweit erhalten wird. Naturschutz kann daher nicht mehr länger allein eine Aufgabe der Umweltminister sein – er muss Sache der Regierungschefs werden“, so Tschimpke.
Auch in anderen Bereichen wurden in Cancún wichtige Beschlüsse gefasst, sei es bei der Identifizierung zusätzlicher Meeresgebiete von ökologischer Bedeutung, bei der Annahme eines Aktionsplans für die Wiederherstellung geschädigter Wälder und anderer Ökosysteme und dem Beschluss, dass Klimaschutzmaßnahmen nicht auf Kosten der biologischen Vielfalt gehen dürfen.
„Cancún hat bestätigt, dass die Biologische Vielfalt für die Zukunft der Menschheit mindestens ebenso überlebensnotwendig ist wie der Klimaschutz. Die Regierungen haben hier bislang viel zu wenig Fortschritte gemacht, wie unsere in Cancún veröffentlichte Analyse gezeigt hat. Es bleiben nur noch vier Jahre und sehr viele Hausaufgaben um die vereinbarten Ziele für 2020 zu erreichen“, sagte Konstantin Kreiser, NABU-Leiter für Globale Naturschutzpolitik, der die Verhandlungen vor Ort begleitet hat. |