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Donnerstag, 28. März 2024
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Kiebitze wieder in Freiburg
Umweltschutzamt schützt gemeinsam mit Opfinger
Landwirt die stark gefährdete und streng geschützte
Vogelart

Es ist eine kleine Sensation, denn erstmals in diesem Jahr
haben wieder Kiebitze in Freiburg gebrütet. Seit Mitte der
1990er Jahre sind die Bestände des schwarz-weiß
gefiederten, taubengroßen Vogels rapide zurückgegangen;
von den 1996 noch 2000 Brutpaaren am südlichen Oberrhein
sind nur noch wenige Restpopulationen übrig geblieben. Mit
seinem „Kiwitt, kiwitt“-Rufen ist der Kiebitz mit seiner auf dem
Kopf sitzenden Federhaube auch für Nicht-Ornithologen leicht
zu erkennen.

Der Kiebitz bevorzugt für sein Brutgeschäft feuchtes
Grünland, das er kaum noch in den immer intensiver
genutzten Kulturlandschaften vorfindet. Dies ist einer der
Hauptgründe für den Rückgang der mittlerweile in der Roten
Liste Baden-Württembergs als stark gefährdet eingestuften
und nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützten
Vogelart.

Viele der Kiebitze sind daher auf Ackerflächen ausgewichen.
Durch die Bewirtschaftung der Äcker durch die Landwirte und
der damit verbundenen Störung waren diese Flächen für die
Vögel aber keine wirkliche Alternative zum Brüten.

Ein lokaler Ornithologe entdeckte in diesem Frühjahr mehrere
Kiebitze über einem Acker in Opfingen. Aufgrund seines
Hinweises konnten die Experten des Umweltschutzamts
rechtzeitig reagieren, informierten sofort den Landwirt und
lokalisierten schnellstmöglich die Nester vor Ort, und planten
geeignete Schutzmaßnahmen, um den Vögeln eine
erfolgreiche Brut auf den Ackerflächen zu ermöglichen.

„Kiebitze habe ich schon lange nicht mehr auf meinen
Flächen gesehen“, freute sich der betroffene Landwirt Erwin
Wagner und war sofort bereit die Brutvögel zu schützen. So
verzichtete er darauf, auf einer 100 Quadratmeter großen
Fläche um die Kiebitz-Gelege den Boden zu bearbeiten und
Mais einzusäen. So wurden die brütenden Kiebitze nicht
gestört, auch das spätere Überwachsen der Nester durch den
Mais konnte damit vermieden werden. Die Kiebitze und ihre
Küken brauchen eine niedrige Vegetation, in der sie Nahrung
suchen, Deckung finden und ihre Umgebung im Blick haben
können.

Als Ausgleich für seine Ertragseinbußen und wirtschaftlichen
Mehraufwand zum Schutz der brütenden Kiebitze konnte das
Umweltschutzamt dem Landwirt einen LandschaftspflegeVertrag
vermitteln. Das Naturschutzrecht in BadenWürttemberg
macht es möglich, dass Landwirte für
Aufwendungen und Ertragsausfälle im Zusammenhang mit
Artenschutzmaßnahmen entschädigt werden können.

Die Mühe hat sich gelohnt und es wurden etliche junge
Kiebitze im Sommer über den Feldern von Opfingen
gesichtet. „Das zeigt, wie wichtig eine vertrauensvolle
Zusammenarbeit zwischen ehrenamtlichem Naturschutz,
Landwirtschaft und Verwaltung ist, um Erfolge beim
Artenschutz im Offenland zu erzielen“ stellt Harald Schaich
vom Umweltschutzamt fest. Es ist zu erwarten, dass die
Kiebitze als ortstreue Vögel im nächsten Frühjahr wieder
zurückkommen werden. Aus diesem Grunde plant das
Umweltschutzamt jetzt gemeinsam mit dem Landwirt, die
Bewirtschaftung seiner Fläche dauerhaft an die Bedürfnisse
des Kiebitzes anzupassen.
 
Eintrag vom: 17.11.2016  




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