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NABU zur neuen EU-Liste invasiver Arten: Zu kurz gesprungen
Liste mit 37 Arten kann nur ein Anfang sein

Der NABU begrüßt die am morgigen Mittwoch in Kraft tretende so genannte „Unionsliste“ invasiver Arten. Mit ihr benennt die EU erstmals 37 Tier- und Pflanzenarten, die mit ihrer Ausbreitung Lebensräume, Arten oder Ökosysteme stark beeinträchtigen und so der biologischen Vielfalt schaden können.

„Dass es diese Liste gibt, ist ein großer Fortschritt für den Schutz der biologischen Vielfalt. Dass aber letztlich nur 37 Arten auf dieser Liste stehen, ist deutlich zu wenig. Viele kritische Arten hat die EU-Kommission bislang überhaupt noch nicht unter die Lupe genommen“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

So findet sich auf der Liste zwar der in Deutschland bereits weit verbreitete Waschbär, nicht aber der für die menschliche Gesundheit gefährliche Riesenbärenklau. Gleiches gilt für das insbesondere an Fließgewässern verstärkt auftretende Drüsige Springkraut. Und auch der Mink findet sich nicht auf der Liste – obwohl dieser lokal, ähnlich wie der Waschbär, als Nesträuber erheblichen Einfluss auf die Bestände bedrohter Vogelarten nehmen kann. „Ein großer Sprung ist die Liste zum jetzigen Zeitpunkt daher leider noch nicht“, bilanziert Tschimpke.

Allein in Deutschland sind mindestens 168 Tier- und Pflanzenarten bekannt, die nachweislich negative Auswirkungen haben – oder haben könnten. So viele Arten listete unlängst das Bundesamt für Naturschutz in seinem Managementhandbuch für invasive Arten auf. In der gesamten EU gehen Experten sogar von rund 12.000 gebietsfremden Arten aus, von denen etwa 15 Prozent als invasiv eingestuft werden und damit potenziell Schäden ausrichten.

Und diese Schäden werden in Deutschland und in der gesamten EU zunehmend größer – sowohl in ökologischer Hinsicht als auch in wirtschaftlicher und gesundheitlicher. Die Europäische Kommission beziffert allein den ökonomischen Schaden auf rund zwölf Milliarden Euro pro Jahr. Viele Experten gehen sogar von noch höheren Summen aus.

Und das Problem wird sich in absehbarer Zeit nicht verringern. Globale Transportwege überwinden die natürlichen Ausbreitungsgrenzen von Pflanzen, Tieren und Pilzen. Zunehmend wird durch den Klimawandel auch die Ausbreitung eingeschleppter Arten begünstigt. Die EU hatte sich daher mit einer neuen Verordnung das Ziel gesetzt, einheitliche Mindeststandards zu definieren, um so eine bessere Prävention, Früherkennung und schnelle Reaktion auf invasive Arten zu ermöglichen. Zudem soll so die Kontrolle und Verringerung möglicher Schäden verbessert werden.
 
Eintrag vom: 04.08.2016  




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