Milder Winter hielt viele Vögel vom Wegzug ab – Kiebitz ist nach wie vor stark gefährdet
Mehr als 15.000 Meldungen von Kiebitzen sind in den Monaten Februar und März über die Online-Portale Ornitho.de und NABU-Naturgucker.de eingegangen. 2.800 Personen haben sich beteiligt. So das Ergebnis einer Meldeaktion zu dem beliebten, aber inzwischen immer seltener gewordenen Frühlingsboten. Die meisten Beobachtungen von Anfang Februar stammten aus Regionen, in denen viele Kiebitze zuvor den Winter verbracht hatten. Diese reichten vom Niederrhein über Niedersachsen bis nach Schleswig-Holstein und ins mittlere Elbtal. In der zweiten Februarhälfte kehrten viele Kiebitze zurück – auch in Süddeutschland wurden zahlreiche Kiebitze gemeldet. Der Kiebitz ist dort als Brutvogel selten geworden, viele der gemeldeten Vögel betreffen Durchzügler in nordöstlich gelegene Brutgebiete. Am 20. März wurde das erste Kiebitzgelege aus Baden-Württemberg gemeldet.
Der Monat Februar war bundesweit von überdurchschnittlich hohen Temperaturen gekennzeichnet, welche vermutlich für die frühe Heimkehr der Kiebitze verantwortlich waren. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes lag die Temperatur in diesem Monat um 2,4 Grad Celsius über dem Durschnitt der Jahre 1981 bis 2010. Im insgesamt sehr milden Winter 2015/2016 hatten zehntausende Kiebitze in Deutschland überwintert. In strengeren Wintern ziehen hingegen mehr Kiebitze bis nach Frankreich und Spanien.
„Mit dieser Aktion wollten wir auf den gefährdeten Wiesenvogel aufmerksam machen. Denn Kiebitze brüten auf feuchtem und offenem Dauergrünland, auf Äckern, Brachen oder Überschwemmungsflächen. „Viele Gelege und Küken gehen durch die intensive Bodenbearbeitung auf Äckern, aber auch im Grünland verloren“, so Dominic Cimiotti vom Michael-Otto-Institut im NABU. Kiebitze legen bis zu vier Eier in ein mit Gras ausgepolstertes Nest am Boden – doch werden sie dabei gestört, fällt die Brut aus.
Der Kiebitz steht inzwischen auf der Vorwarnliste der weltweiten Roten Liste. In Deutschland brüten noch rund 80.000 Paare, alle Zeichen stehen auf Rot: sowohl lang- als auch kurzfristig, zeigt der Brutbestand einen stark rückläufigen Trend. Der NABU will das Überleben des Kiebitzes in Deutschland mit dem laufenden Schutzprojekt im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt sichern.
Hintergründe zum Projekt:
Der NABU testet gemeinsam mit Landwirten und Landwirtinnen Maßnahmen zum Kiebitzschutz in bestimmten Regionen in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg.
Zu den Partnern des Projekts zählen die NABU-Naturschutzstation Münsterland, der NABU Mecklenburg-Vorpommern, das Thünen-Institut für Ländliche Räume in Braunschweig, die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, das Büro BIO-CONSULT in Belm/Osnabrück, die ARGE Schwäbisches Donaumoos, der Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V., der Förderverein Sächsische Vogelschutzwarte Neschwitz e.V. und die AG Naturschutzinstitut Region Dresden e.V. im NABU Sachsen.
Um das Projekt noch stärker in die Breite zu tragen, werden ab diesem Jahr weitere Partner eingebunden. Diese sind: die lokale Aktion Kuno e.V. (Schleswig-Holstein), die NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe, die Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland, die Arbeitsgemeinschaft Wiesenbrüterschutz im Kreis Marburg-Biedenkopf, die Arbeitsgemeinschaft Wiesenvogelschutz im Wetteraukreis, die Kreisverwaltung des Kreises Kreis Groß-Gerau und das Fachgebiet Landschaftschaftspflege im Kreis Darmstadt-Dieburg.
Das Projekt wird durchgeführt im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt und über fünf Jahre gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sowie Mitteln des Umweltministeriums von Schleswig-Holstein und die Hanns R. Neumann Stiftung.
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