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Donnerstag, 28. März 2024
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NABU: Deutsche trinken nicht nur Bier
Glyphosat in vielen Lebensmitteln

Miller: Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt verharmlost gesundheitsgefÀhrdendes Pestizid - Anwendung im Haus- und Kleingartenbereich verbieten

Angesichts neuer Untersuchungen, wonach mehrere deutsche Biersorten mit dem Pestizid Glyphosat belastet sind, und mit Blick auf die im MĂ€rz anstehende Entscheidung zur Neuzulassung in der EuropĂ€ischen Union, hat der NABU erneut eine umfassende Neubewertung des Pflanzengifts gefordert. DarĂŒber hinaus fordert der NABU ein Glyphosat-Verbot im Haus- und Kleingartenbereich. „Glyphosat ist in immer mehr Produkten des tĂ€glichen Gebrauchs enthalten, und das in bedenklicher Konzentration. Die Bundesregierung und zustĂ€ndigen Bundesbehörden mĂŒssen die Bedenken endlich ernst nehmen und gegen die Zulassung von Glyphosat stimmen, solange Risiken fĂŒr Mensch und Natur nicht einwandfrei widerlegt sind“, sagte NABU-BundesgeschĂ€ftsfĂŒhrer Leif Miller. Die Krebsforscher der Weltgesundheitsorganisation WHO hatten das Mittel im vergangenen Sommer als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Nach einer am gestrigen Donnerstag veröffentlichten Untersuchung wurde Glyphosat jetzt in beliebten Biersorten nachgewiesen.

Es sei nicht nachvollziehbar, dass der fĂŒr Verbraucherschutz zustĂ€ndige Landwirtschaftsminister Christian Schmidt und das Bundesamt fĂŒr Risikoforschung (BfR) die Risiken des Gifts immer noch herunterspielen. Schmidt und das Bundesinstitut hatten angesichts der RĂŒckstĂ€nde im Bier behauptet, eine gesundheitlich bedenkliche Menge des Pflanzenschutzmittels nehme man erst dann zu sich, wenn ein Mensch 1.000 Maß Bier tĂ€glich trinke. „Wir trinken schließlich nicht den ganzen Tag Bier.Glyphosat steckt in vielen Lebensmitteln des tĂ€glichen Gebrauchs. Zum Beispiel in Obst, GemĂŒse, Brötchen oder Nudeln“, so Miller.

BerĂŒcksichtige man all diese Produkte, ihre jeweiligen Belastungen mit Glyphosat und die RegelmĂ€ĂŸigkeit des Verzehrs, ergebe sich daraus ein viel realistischeres Bild der GesundheitsgefĂ€hrdung. Wer zudem in der NĂ€he einer landwirtschaftlich konventionell genutzten FlĂ€che wohne oder glyphosathaltige Produkte im eigenen Garten anwende, bekomme auch auf diesem Wege zusĂ€tzlichen Spritznebel ab.

Glyphosat ist das weltweit am hĂ€ufigsten eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel. In Deutschland werden pro Jahr etwa 6.000 Tonnen versprĂŒht, rund 39 Prozent aller AckerflĂ€chen sind mit dem Herbizid behandelt. „Diese schleichende Dauerbelastung fĂŒr uns Menschen und die biologische Vielfalt muss ein Ende haben. Die Neuzulassung eines gefĂ€hrlichen Pflanzengifts wie Glyphosat muss ausgesetzt werden“, so Miller.

Der NABU fordert ein Glyphosat-Verbot im Haus- und Kleingartenbereich. Im Heimbereich wird das Gift gerne gespritzt, um sich das Hacken des Unkrauts zu ersparen. Doch hierbei ist das Risiko von Fehlanwendungen mit am grĂ¶ĂŸten. Zum anderen fordert der NABU die EU-Mitgliedsstaaten auf, sich im MĂ€rz gegen eine Neuzulassung des Herbizids auszusprechen. Den EU-Ministern liegt ein Antrag auf Zulassung vor, der dann bis zum Jahr 2031 gelten soll. Erst kĂŒrzlich hatte die EU-Kommission bekannt gegeben, dass sie den Mitgliedstaaten empfehlen will, Glyphosat weiter zuzulassen – aus Sicht das NABU ein vollkommen falsches Signal.

Der NABU setzt sich seit vielen Jahren fĂŒr ein Verbot von Glyphosat ein. Erst kĂŒrzlich hatte der Umweltverband mit einer Protestaktion erreicht, dass mehrere BaumĂ€rkte den Verkauf glyphosathaltiger Produkte stoppten, darunter zum Beispiel Bauhaus, Hornbach, Obi, Pflanzen Kölle oder Globus. Eine Stichprobe der UmweltschĂŒtzer am gestrigen Donnerstag zeigte, dass sich jene Bau- und PflanzenmĂ€rkte, die ein Verzicht angekĂŒndigt haben, auch an ihr Versprechen halten und die Produkte nicht mehr anbieten. In anderen BaumĂ€rkten (u.a. Hellweg) und im Online-Handel ist es jedoch weiterhin möglich, Glyphosat-Produkte fĂŒr den Privatgebrauch fast ohne Beratung zu erhalten.

Der NABU appelliert daher auch an die Online-HĂ€ndler, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und Glyphosat ebenfalls konsequent auszulisten. Bislang verkaufen Unternehmen wie Amazon, Westfalia, Pflanzotheke oder Floristik24 weiter glyphosathaltige Produkte im Internet.
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Eintrag vom: 03.03.2016  




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