Langfristiger Klimaschutz nur mit gesunden Ökosystemen
Mit Blick auf die beiden letzten Verhandlungstage der Welklimakonferenz sieht der NABU zwar eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass zum Ende der Woche ein neues Klimaabkommen verabschiedet wird. Der am heutigen Mittwoch von Frankreich vorgelegte neue Entwurf für einen Weltklimavertrag reicht aus NABU-Sicht aber nicht aus, den Klimawandel wirksam zu begrenzen.
Es gibt zwar Fortschritte, zum Beispiel findet sich im Text das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. „Letztlich wird aber entscheidend sein, ob die Anstrengungen der Länder zum Klimaschutz ausreichen, um die Erderwärmung tatsächlich zu drosseln. Vor allem muss formuliert werden, wie diese Ziele erreicht werden sollen“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke in Paris. So ist im Text der notwendige Begriff „Dekarbonisierung der Weltwirtschaft“ noch nicht sicher. Nach wie vor fehle es im Vertragsentwurf an einem erkennbaren und schnellen Mechanismus, wie die selbst gesteckten Klimaschutzziele der Staaten tatsächlich wirksam überprüft werden können. „Hier muss deutlich schneller etwas passieren, um sicher zu sein, dass der aktuelle Pfad von 2,7 Grad Erderwärmung auch wirklich verlassen wird“, so Tschimpke weiter. Bereits 2018 müssten die Klimaschutzmaßnahmen der Länder einer Bewertung unterzogen und möglichst schnell nachgeschärft werden und nicht erst 2023 beziehungsweise 2024 wie im Textentwurf genannt.
Vor allem müsse der Schutz von Ökosystemen, die helfen, die Folgen des Klimawandels abzumildern, ein fester Bestandteil des Weltklimavertrages sein und dürfte sich nicht, wie aktuell, nur im unverbindlichen Teil des Textentwurfes finden.
„Wir dürfen diese letzte Chance nicht verstreichen lassen, um ein Abkommen auf den Weg zu bringen, das diesen Namen auch verdient. Das bedeutet, dass wir gesunde Ökosysteme erhalten müssen, um mit den Folgen des Klimawandels umzugehen“, so Tschimpke. Wälder und Moore speichern Kohlenstoffe und helfen so, schädliche Emissionen zu vermeiden. Eine intakte Natur könne auch die negativen Folgen der Erderwärmung, wie Dürren, Überschwemmungen und Stürme, besser ausgleichen.
Vor diesem Hintergrund fordert der NABU ein weltweit verbindliches Langfristziel zur Anpassung an den Klimawandel, um die Menschen und die Umwelt und damit auch die biologische Vielfalt zu schützen. Dazu zählen auch die Finanzierung und der Wissenstransfer für Länder, die aufgrund ihrer geografischen Lage besonders von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.
„Der Knackpunkt dieser Klimakonferenz ist bisher die Verankerung des Themas ‚Verluste und Schäden‘ im Abkommen“, so NABU-Klimaschutzexperte Sebastian Scholz. „Die bereits jetzt vom Klimawandel betroffenen Länder brauchen Klarheit über künftige Unterstützung beim Umgang mit Schäden und Verlusten durch den Klimawandel. Selbst wenn sich die Vertragsstaaten in diesem Punkt in den nächsten zwei Tagen einigen, ist schon jetzt absehbar, dass wir uns beim Klimaschutz nicht auf das internationale Klimaabkommen alleine werden verlassen können“, so Scholz.
Nach dem Klimagipfel in Paris müsse der Fokus beim Klimaschutz wieder auf regionale und nationale Ebenen gerichtet werden. „Jeder kann durch eine nachhaltigere Lebensweise zum Klimaschutz beitragen. Auch die Bundesregierung muss wieder glaubwürdige Klimaschutzpolitik betreiben und den notwendigen Kohleausstieg in Angriff nehmen“, so Scholz weiter. |