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NABU-Präsident und Bundesumweltministerin besuchten Untere Havel
Naturschutzprojekt mit Modellcharakter für Flussrenaturierungen - Bundesprogramm Blaues Band als Chance für lebendige Flüsse

NABU-Präsident Olaf Tschimpke und Bundesumweltministerin Barbara Hendricks haben am heutigen Dienstag gemeinsam die Untere Havel besucht. NABU-Präsident Tschimpke informierte die Ministerin bei einer Bootsfahrt auf dem Fluss über den aktuellen Stand in dem Naturschutzgroßprojekt, das der NABU mit der Unterstützung vom Bund und den Ländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt durchführt.

„Wir zeigen an der Unteren Havel, wie eine ehemalige Bundeswasserstraße wieder ein lebendiger Fluss werden kann. Die Renaturierung der Havel hat Modellcharakter, wie Flussrenaturierungen unter Federführung des Naturschutzes in Zusammenarbeit mit Bund und Ländern erfolgreich laufen können. Die naturnahe Gestaltung von Ufern leistet nicht nur einen bedeutenden Beitrag zum Artenschutz, sondern natürliche Auen verbessern auch den Hochwasserschutz. Bewohner am Fluss und aus dem Umland profitieren von der Schaffung eines Naherholungsgebietes. Hier an der Unteren Havel entsteht eines der bedeutenden Naturparadiese Mitteleuropas“, sagte NABU-Präsident Tschimpke.

Vor diesem Hintergrund verwies der NABU-Präsident auf die Chance, die sich mit dem auf Initiative des NABU im Koalitionsvertrag vereinbarten Bundesprogramm Blaues Band biete. Das Programm müsse noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden. Besonderes Augenmerk sollte auf einer rechtlichen Anpassung des Wasserstraßengesetzes sowie einem eigenen Budget für die ökologische Gewässerentwicklung von Bundeswasserstraßen liegen, um bestehende rechtliche Anforderungen zu erfüllen. Mit Spannung erwarte der NABU die Ergebnisse einer Arbeitsgruppe von Bundesumwelt- und -verkehrsministerium, die Anfang Dezember erste Pläne zur Ausgestaltung des Programms vorstellen will.

An der Unteren Havel besuchten die Bundesumweltministerin und der NABU-Präsident auch das Natura 2000-Informationszentrum „Haus der Flüsse“ des Biosphärenreservats Mittelelbe am BUGA-Standort Hansestadt Havelberg. Der NABU hat dort in direkter Nachbarschaft einen Altarm der Havel angeschlossen und die historische Petroleuminsel wiederauferstehen lassen. Auf ihr wurden früher die Petroleumvorräte gelagert, um die Stadt vor Brandkatastrophen zu schützen. Heute kann sich auf der 4.000 Quadratmeter großen Insel wieder Auenwald entwickeln. Der wiederangeschlossene Altarm ist auch in das Ausstellungskonzept eingebunden. Über ihn führt ein Steg mit zehn Informationstafeln, die über die Flussaue und das NABU-Projekt informieren. Auch im NABU-Naturgarten in Havelberg machte die Ministerin einen Stopp. Dort gibt der NABU Tipps für naturnahes und torffreies Gärtnern.

Die Untere Havelniederung ist eines der bedeutsamsten Feuchtgebiete des westlichen Mitteleuropas. Bereits heute leben hier mehr als 1.100 gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Im Jahr 2005 hatte der NABU an der Unteren Havelniederung das größte europäische Projekt zur Renaturierung eines Flusses gestartet. Nach mehreren Jahren der Vorbereitung und Planung konnte jetzt mit den praktischen Arbeiten begonnen werden. In den kommenden Jahren soll der Fluss auf 90 Kilometern Länge seine einstige Vielfalt zurückerobern. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören die Entfernung von Uferdeckwerken, der Anschluss von Altarmen und Flutrinnen, der Pflanzung von Ufer- und Auenwald sowie der Rückbau von Deichen.
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Eintrag vom: 03.09.2015  




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