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NABU: Wacholderheiden – von Schafen geschaffen, von der EU geschützt
Bedeutender Naturschatz in Europa - „Fitness-Check“ darf nicht zum Naturschutz-Abbau führen

Die Naturschutzgesetzgebung der EU soll auf den Prüfstand: Bis zum 24. Juli haben alle Bürgerinnen und Bürger in den Mitgliedstaaten die Gelegenheit, sich zur Bedeutung und zu einer möglichen „Modernisierung" der zwei wichtigsten EU-Gesetze für den Natur- und Artenschutz zu äußern: der Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) -und der Vogelschutzrichtlinie. Mit der Aktion „Naturschätze retten“ stellt der NABU jede Woche unter www.NABU.de/naturschaetze ein Gebiet, eine Art oder einen Lebensraum vor, die vom Schutz der EU profitieren oder ohne diesen verloren gehen könnten.

Die Wacholderheiden der Schwäbischen und der Fränkischen Alb zeichnen sich durch einen immensen Artenreichtum aus: Orchideen, Schmetterlinge, Wildbienen und Vögel finden hier Überlebensraum. „Was viele nicht wissen: Diese Naturparadiese sind nicht natürlich entstanden. Sie sind das Ergebnis einer jahrhundertelangen Schafbeweidung“, erklärt der Vorsitzende des NABU Baden-Württemberg Andre Baumann. „Wacholderheiden gehören zu den ältesten durchgehend existierenden Kulturlandschaften der Menschheit. Manche werden seit der Bronzezeit beweidet.“

Durch die Beweidung haben sich die typischen Strukturen ausgebildet: Magere Grasflächen, die von einzelnen Wacholderbüschen unterbrochen sind. Viele Lebewesen haben sich an diese besondere Landschaft angepasst und brauchen sie zum Überleben. Zudem konnten unzählige Pflanzenarten einwandern. Denn Schafe transportieren Unmengen von Pflanzensamen in ihrem Fell – auch über weite Strecken.

Solange die Schäfer mit ihren Herden über die Alb wanderten, war die Existenz der Wacholderheiden gesichert. Doch inzwischen ziehen immer weniger Schafherden übers Land. Die Folge: Der Wald holt sich die Wacholderheiden Stück für Stück zurück.

„Deshalb sind für diese Lebensräume die EU-Naturschutzrichtlinien so wichtig: Sie sorgen dafür, dass diese auch kulturhistorisch und touristisch so wertvollen Biotope geschützt sind und weiter bestehen. Sie sorgen dafür, dass Schafhalter in den Natura 2000-Schutzgebieten finanziell unterstützt werden. Und sie verpflichten das Land, den unzähligen Tier- und Pflanzenarten, die auf Wacholderheiden leben, weiterhin eine Überlebenschance zu bieten“, betont Baumann.

Mit Blick auf die EU-Bürgerbefragung zum „Fitness-Check“ möchte der NABU zahlreiche Menschen dazu bewegen, sich für starke Naturschutzgesetze in der Europäischen Union auszusprechen. Einige Regierungen und Wirtschaftslobbyisten verlangen bereits die Abschwächung der Fauna-Flora-Habitat- (FFH)- und Vogelschutzrichtlinie. Der Schutz von allein in Deutschland über 5.000 Natura-2000-Gebieten könnte damit geschwächt werden. Die Jagd auf Zugvögel und Wölfe, der Schutz von Fledermäusen, Bibern und Wacholderheiden stünde wieder zur Debatte.

Der NABU fordert nicht nur den Erhalt der EU-Vogelschutz- und FFH-Richtlinie, sondern auch eine konsequentere Durchsetzung und Finanzierung der geltenden Naturschutzstandards. „Wenn die EU-Kommission, das Europäische Parlament und die Mitgliedstaaten es ernst meinen mit dem Stopp des Artensterbens bis 2020, wozu sie sich verpflichtet haben, dann muss eine breit angelegte Naturschutzoffensive eingeleitet werden. Das bedeutet: mehr Geld und mehr Personal für die Naturschutzverwaltungen, aber auch klare Bestimmungen für Schutzgebiete sowie empfindliche Strafen für illegales Töten von Zugvögeln in der ganzen EU“, so NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Der NABU stellt seit Ende April jede Woche eine geschützte oder gerettete Art, einen Lebensraum oder ein Natura-2000-Gebiet über die NABU-Internetseite, Presse, soziale Medien und auf Veranstaltungen vor, die alle vom EU-Schutz abhängen. Dazu zählen neben den Wachholderheiden auf der Schwäbischen Alb, der Wolf und der Biber, ebenso wie das Große Torfmoor in Nordrhein-Westfalen, das Tegeler Fließtal der Hauptstadt Berlin, der Buchenwald Grumsin oder das Nationale Naturerbe „Weinberg Wetzlar“.
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Eintrag vom: 03.07.2015  




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