Experten beraten über Schutzmaßnahmen für bedrohte Vogelart
Der Bestand des Kiebitzes in Deutschland ist in den vergangenen zwanzig Jahren um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Aus diesem Grund hat der NABU im letzten Jahr ein bundesweites Projekt zum Schutz des Kiebitzes in der Agrarlandschaft ins Leben gerufen, das im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz gefördert wird: Mit praktischen Maßnahmen können sich Landwirte für den Erhalt des Kiebitzes einsetzen. Mehr als 70 Experten aus Deutschland und der Schweiz treffen sich seit dem heutigen Donnerstag zu einer zweitägigen Fachtagung im niedersächsischen Lemförde, um neue Schutzansätze für den bedrohten Wiesen- und Ackervogel zu diskutieren.
Aufgrund der milden Witterung in diesem Winter werden die ersten Kiebitze bereits in den nächsten Tagen aus den Winterquartieren zurück erwartet oder haben sogar den Winter bei uns verbracht. Dann machen sich die Vögel bald auf die Suche nach geeigneten Brutplätzen auf Äckern und Wiesen und fallen durch ihren gaukelnden Balzflug auf. Interessierte Landwirte können durch einen Schutz des Geleges bei den Frühjahrsarbeiten, durch den Erhalt von Sonderstrukturen wie feuchten Senken oder eine Teilflächen- und Streifenmahd wichtige Beiträge zum Kiebitzschutz leisten. Der NABU hat hierfür ein Faltblatt mit praktischen Tipps und Anregungen für Landwirte erarbeitet.
„Der Kiebitz war in Deutschland noch vor 50 Jahren ein Allerweltsvogel, der aber inzwischen weit oben auf der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten steht“, sagte Hermann Hötker, Leiter des Michael-Otto-Instituts im NABU. Aktuell brüten in Deutschland nur noch 80.000 Paare. Nur wenn Kiebitze zukünftig auf großer Fläche besser geschützt würden, könne der Bestandsrückgang gestoppt und umgekehrt werden.
Im Rahmen der Fachtagung soll daher sowohl über den Schutz auf landwirtschaftlich intensiv genutzten Äckern und Wiesen, als auch über ein optimiertes Kiebitz-Management innerhalb von Schutzgebieten beraten werden. Mit dem bundesweiten Projekt „Der Sympathieträger Kiebitz als Botschafter: Umsetzung eines Artenschutz-Projektes zur Förderung des Kiebitzes in der Agrarlandschaft“ will der NABU zusammen mit verschiedenen Projektpartnern Maßnahmen entwickeln und erproben, die auch in die intensive Landwirtschaft integriert werden können. Bereits in den kommenden Wochen sollen erste Maßnahmen auf Wiesen und Äckern in bestimmten Projektregionen wie zum Beispiel im Münsterland, bei Braunschweig oder im Schwäbischen Donaumoos umgesetzt werden. Hierzu zähle etwa die Anlage von so genannten Kiebitzinseln. Dabei handelt es sich um eine kleine Fläche innerhalb von Äckern und dem Intensivgrünland, die zu Beginn der Brutsaison möglichst vegetationslos sein soll und nicht mit bearbeitet wird, um den Kiebitzen geeignete Brut- und Nahrungsmöglichkeiten zu geben.
„Außerdem wollen wir auf ausgewählten Standorten versuchen, den oftmals schlechten Bruterfolg der Kiebitze auf Maisäckern durch eine mindestens zweimonatige Bewirtschaftungsruhe zu verbessern“, sagte NABU-Agrarexperte Florian Schöne.
Das Projekt wird für einen Zeitraum von fünf Jahren gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, das Umweltministerium von Schleswig-Holstein sowie die Hanns R. Neumann Stiftung.Projektsteckbrief siehe http://www.biologischevielfalt.de/21318.html). |