Freiburg berechnet als erste deutsche Stadt ihre Klimabilanz mit einem neuen Verfahren, das bundesweit übernommen werden soll
Insgesamt sind die Pro-Kopf-Emissionen weiterhin leicht
zurückgegangen, wobei die Reduktion sich im 10-Jahres-
Vergleich deutlich verlangsamt hat
Nach dem neuen Berechnungsverfahren liegen die CO2-
Emissionen bei 1,67 Mio. Tonnen (bisherige Methode:
1,73 Mio. Tonnen) und bei 7,7 Tonnen pro Kopf (bisherige
Methode: 8,02 Tonnen pro Kopf)
Die Freiburger Klimaschutzbilanz für 2012 liegt vor. Zum
ersten Mal liegen zwei unterschiedliche Berechnungen vor,
die bisherige Methode und ein neues Verfahren, das in den
nächsten Jahren von allen deutschen Kommunen
übernommen werden soll. Freiburg ist damit die erste Stadt,
die ihre Klimabilanz mit der neuen Systematik berechnet. Wie
in den vergangenen Jahren wurde die Bilanzierung auch vom
Ifeu-Institut aus Heidelberg erstellt.
Bislang war es nicht möglich, die Klimaschutzbilanzen
einzelner Städte zu vergleichen, da mit unterschiedlichen
Methoden bilanziert wurde und keine einheitlichen Standards
vorlagen. Deswegen beauftragte das
Bundesumweltministerium verschiedene Institute, darunter
auch das Ifeu-Institut, eine vergleichbare
Bilanzierungsmethode zu entwickeln. Damit erhalten die
Kommunen in den nächsten Jahren vergleichbare Aussagen
ihrer kommunalen Klimaschutzaktivitäten.
Da das Ifeu-Institut in den vergangenen Jahren alle
Klimabilanzen für Freiburg erstellte, bot es sich an, das neue
Verfahren so früh wie möglich in Freiburg anzuwenden;
deshalb wurde das Bilanzjahr 2012 vorgezogen und damit
vom zweijährigen Bilanzierungszeitraum abgewichen. Da
aber eine wirkliche Vergleichbarkeit mit anderen Kommunen
erst möglich sein wird, wenn die Städte ihre Berechnungen
sukzessiv umstellen, werden für die nächsten Jahre beide
Bilanzierungsverfahren parallel eingesetzt.
In der aktuellen Bilanz sind die Pro-Kopf-Emissionen erneut
leicht zurückgegangen, sie bestätigen damit den seit 1992
kontinuierlich rückläufigen Trend, so das Fazit des Ifeu-
Instituts. „Mit den zusätzlichen Mitteln aus der
Konzessionsabgabe der Badenova können wir verstärkt in
den Klimaschutz hier in Freiburg investieren“, betont
Oberbürgermeister Dieter Salomon. „Aber unsere
kommunalen Anstrengungen reichen allein nicht aus, um bis
2050 eine klimaneutrale Stadt zu werden. Wir brauchen
Unterstützung vom Land, vom Bund und von der EU“, so
Salomon weiter. Und Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik:
„Für unser mittelfristiges Ziel, bis 2030 die CO2-Emissionen
um 50 Prozent zu senken, müssen wir die bisherigen
Schwerpunkte fortführen und unsere Bemühungen
intensivieren. Hierzu gehört auch die Ansprache neuer
Zielgruppen mit neuen Projekten. Wenn uns dies gelingt, bin
ich mir sicher, dass Freiburg im interkommunalen Vergleich
einen der vordersten Plätze belegen wird“.
Im Vergleich zur bisherigen Bilanzierungsmethode wird bei
der neuen Systematik nur noch der jeweils aktuelle
bundesweite Strommix herangezogen, statt dem bisherigen
Emissionsfaktor für Strom, der sich aus dem lokalen Mix und
einem konstanten, bundesweiten Strommixanteil errechnet
hat. Außerdem wird auf die Witterungskorrektur verzichtet.
Damit ist das Freiburger Berechnungsverfahren auch konform
mit der nationalen Bilanzierung.
Bisheriges Berechnungsverfahren:
Nach dem alten Berechnungsverfahren liegen die gesamten
CO2-Emissionen im Jahr 2012 bei 1,73 Millionen Tonnen und
8,02 Tonnen pro Kopf. Sie liegen damit 25,1 Prozent Pro-Kopf
niedriger als 1992.
Die Emissionen im Bereich Energie lagen im Jahr 2012 bei
1,36 Millionen Tonnen. Von 1992 bis 2012 haben sich die
CO2-Emissionen um 17,7 Prozent verringert. Die
Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ist im Jahr 2012
gegenüber 2011 um rund 11 Prozent von 51 Gigawattstunden
(GWh) auf 56 GWh gestiegen. Bei der Photovoltaik ist ein
Anstieg von 34,5 Prozent und bei Wind um 5 Prozent zu
verzeichnen.
Die aktuelle Stagnation bei der Absenkung in absoluten
Zahlen seit 2010 liegt vor allem daran, dass die erzielten
Rückgänge bei den CO2-Emissionen kompensiert worden
sind. So wurden beispielsweise von 2010 bis 2012
zusätzliche Wohnungen mit insgesamt rund 160.000
Quadratmetern gebaut und etwa 4.300 Menschen fanden in
diesem Zeitraum eine Beschäftigung in Freiburg.
Weitere Gründe der aktuellen Entwicklung liegen daran, dass
die Bedingungen auf dem Gas- und Strommarkt dazu geführt
haben, dass die Gasturbine im Wärmeverbundkraftwerk
(WVK) seit 2012 aus wirtschaftlichen Gründen abgeschaltet
werden musste. Damit wird in Freiburg weniger Strom mit
Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) erzeugt und Strom musste
zugekauft werden. Durch den starken Rückgang des
Stromhandelspreises gibt es derzeit zu geringe Anreize, die
Stromerzeugung mit Erdgaskraftwerken wieder zu forcieren,
obwohl sie eine vergleichsweise geringe CO2-Emission
aufweisen.
Dem gegenüber stehen, so die aktuelle Klimabilanz,
erfolgreiche Beispiele an zahlreichen
Klimaschutzmaßnahmen der Stadt, wie die laufende
Sanierungen der städtischen Liegenschaften oder die
Modernisierung der Beleuchtung in den städtischen Museen
durch LED-Lampen, die diesem Fall die CO2-Emissionen um
nahezu 85 Prozent reduzieren.
Verkehr:
Die CO2-Emissionen beim Verkehr lagen 2012 bei 0,37
Millionen Tonnen CO2. Von 1992 bis 2012 haben sich die
CO2-Emissionen um 10,4 Prozent verringert. Auch im
Verkehrssektor sinken die CO2-Emissionen seit Jahren
kontinuierlich. Dieser Rückgang ist unter anderem das
Ergebnis der städtischen Verkehrspolitik, die bereits seit
vielen Jahren den kontinuierlichen Ausbau des
umweltfreundlichen Verkehrs fördert. Steigende
Fahrgastzahlen des ÖPNV sowie ständig steigende
Radverkehrszahlen belegen diese Entwicklung.
Um das angestrebte Klimaschutzziel zu erreichen, gibt es
auch im Verkehrssektor zahlreiche Projekte: dazu gehören
die 2014 in Betrieb gegangene Stadtbahnverlängerung mit
erfreulich hohen Fahrgastzahlen und der Bau der beiden
Stadtbahnlinien, Messe und Rotteckring. Auch das
Radwegenetz wird in den nächsten Jahren, vor allem auf den
Rad-Vorrang-Routen, weiter ausgebaut werden.
Der kontinuierliche Rückgang des pro Kopf-Verbrauchs bei
den CO2-Emissionen ist zufriedenstellend, bescheinigt die
aktuelle Klimabilanz. Aber die Bemühungen im Klimaschutz
müssen weiter intensiviert werden. Die vom Gemeinderat
beschlossene Erhöhung der Mittel aus der
Konzessionsabgabe der Badenova leistet hier einen
wesentlichen Beitrag, aber auch die vielen laufenden
städtische Klimaschutzprojekte sowie die Fortführung des
Förderprogramms "Energiebewusst Sanieren“ bewirken einen
signifikanten Rückgang.
Neues Bilanzierungsverfahren:
Nach dem neuen Bilanzierungsverfahren liegen die CO2-
Emissionen für das Jahr 2012 bei 1,67 Millionen Tonnen
(bisherige Methode: 1,73 Millionen Tonnen) und bei 7,7
Tonnen pro Kopf (bisherige Methode: 8,02 Tonnen pro
Kopf).Die bedeutete nach der neuen Systematik eine CO2-
Reduktion von 20,7% insgesamt und von 29,1% pro Kopf
(bezogen auf 1992).
Die bisher erreichte Reduktion der CO2-Emissionen ist
angesichts des Anstiegs der Einwohnerzahlen ein positives
Ergebnis. Allerdings zeigt der in den letzten vier Jahren
langsamere Rückgang der CO2-Emissionen, dass die
Bemühungen im Klimaschutz auf allen Ebenen weiter
verstärkt und intensiviert werden müssen. Nur so können die
ambitionierten städtischen Klimaschutzziele erreicht werden. |