Exklusiver Einblick in die Unterwelt Freiburgs
Versteckte Gänge, tiefe Schächte - was der Öffentlichkeit sonst verborgen bleibt, war heute erstmals für die Presse zugänglich: Mit Schutzanzügen, Seilzug und fachlicher Begleitung ging es hinunter in das weitverzweigte Freiburger Kanalsystem. Dieses in Schuss zu halten und das Abwasser fachgerecht zu entsorgen, ist Aufgabe des Eigenbetriebs Stadtentwässerung (ESE). Dazu gehört auch die Ableitung von Regenwasser, um die sich der ESE seit genau 50 Jahren kümmert. Ziel der Besichtigung war aus diesem Anlass das Regenüberlaufbecken unterhalb des Komturplatzes.
Dort kreuzen sich nicht nur mehrere große Straßen, auch unterirdisch gibt es eine wichtige Infrastruktur: Der Mischwasserkanal, der das Regen- und Abwasser der nördlichen Altstadt abführt, trifft hier auf den nördlichen Arm des Gewerbekanals, der sich ab dort Roßgässlebach nennt. Bei Regen kommt hier eine Menge Wasser zusammen. Damit die Kanäle dann nicht überlaufen, baute die Stadt 1964 das Regenüberlaufbecken.
Das große unterirdische Becken verhindert auch, dass bei Regen zu viel Schmutz aus dem Abwasser in den relativ kleinen Roßgässlebach schwappt und ihn belastet: Das aus der Kanalisation kommende Wasser durchströmt das Becken bevor es ins Gewässer fließt. Dadurch setzt sich der Schmutz ab und gelangt nicht in den Bach.
Das Regenwassermanagement des ESE umfasst neben der nun 50 Jahre alten Anlage weitere fünf Regen-Überlaufbecken, vier Regen-Klärbecken, einen Bodenfilter, sieben Regen-Rückhaltebecken und viele Regen-Versickerungsanlagen.
Diese Anlagen sorgen zusammen mit dem rund 730 Kilometer langen Freiburger Kanalnetz dafür, dass das Regenwasser ohne Schaden für Bürger und Gewässer abgeleitet wird.
Hauseigentümer in der Pflicht
In Ausnahmefällen, also bei richtig starkem Regen, kann es trotz ausgefeiltem Regenwassermanagement vorkommen, dass die Straßen überschwemmen. „Die Haus- und Grundstückseigentümer müssen sich für solche Fälle wappnen und selbst Vorkehrungen treffen“, erklärte ESE-Betriebsleiter Jürgen Bolder. Das ist auch im neuen Wassergesetz des Landes Baden-Württemberg, das seit Jahresbeginn gilt, klar geregelt. Daneben macht die Hochwassergefahrenkarte auf die Gefahrengebiete aufmerksam und regt zum Selbstschutz an.
Die Hauseigentümer sind auch dafür verantwortlich, dass die Leitungen, die das häusliche Abwasser zu den städtischen Kanälen transportieren, in Ordnung sind. Repariert die Stadtentwässerung öffentliche Kanäle, macht sie die anliegenden Hausbesitzer darauf aufmerksam, dass die Gelegenheit günstig ist, auch die privaten Leitungen zu überholen. Diese sind meist genauso alt wie der öffentliche Kanal, so dass zumindest die Dichtheit überprüft werden sollte. In vielen Fällen arbeiten ESE und Hauseigentümer Hand in Hand und bringen ihre Leitungen gleichzeitig auf den neuesten Stand.
Klären des Abwassers
Die Stadtentwässerung kümmert sich nicht nur um das Kanalnetz und das Regenwassermanagement, sondern auch um die Behandlung des verschmutzten Abwassers. Die Stadt Freiburg hat sich dafür mit den Umlandgemeinden zum Abwasserzweckverband Breisgauer Bucht zusammengeschlossen. Die gemeinsame große Kläranlage wird seit 1980 bei Forchheim betrieben. Das operative Geschäft der Stadtentwässerung erledigt seit 1999 die Freiburger Energie- und Wasserversorgung FEW - heute Badenova - im Auftrag der Stadtentwässerung.
Die bei der Stadtentwässerung anfallenden Kosten werden über Gebühren und Beiträge auf alle verteilt, die Wasser verbrauchen und ableiten. Die Kosten für öffentliche Flächen trägt die Stadt. Per Gesetz ist geregelt, dass keine Gewinne erwirtschaftet werden dürfen. Sollten dennoch kurzfristig Überschüsse erzielt werden, gehen diese innerhalb von fünf Jahren an die Gebührenzahler zurück; analog bei möglichen Unterdeckungen. |