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Moderne Architektur am Eingang zum Güterbahnhof Nord
Green City Tower Freiburg wird realisiert

Der Green City Tower Freiburg, ein gestalterisch herausragen-des und energetisch optimiertes Gebäude am Eingang zum Gü-terbahnhof Nord, wird realisiert. Der Green City Tower Freiburg wurde vom Freiburger Architekturbüro Frey entwickelt. Die lang-wierigen Vorbereitungen und Abstimmungen zwischen Architek-turbüro, Stadtplanungsamt, einem technischen Expertenkonsor-tium und der FWTM konnten nun erfolgreich abgeschlossen wer-den, der Bauantrag wird in Kürze eingereicht. Die planungsrecht-lichen Voraussetzungen für das Projekt liegen mit der ersten Än-derung des ersten Teilbebauungsplans vom 16. August 2013 vor. Der Baubeginn wird aller Voraussicht nach noch im Sommer 2014 erfolgen, die Bauzeit beträgt knapp zwei Jahre. Das Ge-samtinvestitionsvolumen wird 48 Millionen Euro betragen.

Städtebauliche Einordnung

Das Gebäude wird auf einem von der Firma aurelis erworbenen Grundstücksareal im Eingang des Güterbahnhofs Nord in unmit-telbarer Nachbarschaft zu den historischen Zollhallen stehen. Stadtplanerisch sollte in diesem Bereich mit einem modernen Hochpunkt ein besonderer Akzent gesetzt werden.

Wesentliches städtebauliches Ziel auf dem Güterbahnhof Nord ist es, ein - auch architektonisch - hochwertiges, attraktives Quar-tier mit Schwerpunkten in den Bereichen Wissenschaft, For-schung, Technologie und Dienstleistungen sowie weiteren mischgebietstypischen Gewerbenutzungen zu entwickeln. Ge-plant ist die Aufhebung der strengen Trennung zwischen Wohnen und Arbeiten, ermöglicht durch neue Arbeitsformen, die nicht mehr als störendes Gewerbe empfunden werden. Das Quartiersoll dabei alle Funktionen eines Stadtteils erfüllen. Auf dem ge-samten Güterbahnhofareal beträgt der Wohnflächenanteil rund 25 Prozent.

Das Quartier wird sich dank seiner ökologisch vorbildlichen Stan-dards nahtlos in Freiburgs neues energie- und ressourcenopti-mierten Gewerbegebiet GIP – Green Industry Park eingliedern, zu dem das Industriegebiet Nord umgebaut werden soll. Ökolo-gische und energiepolitische Standards, wie die Einhaltung von Energieobergrenzen, sind im städtebaulichen Vertrag für den Güterbahnhof vorgeschrieben: Wohnbauten sind nach dem Frei-burger Effizienzhausstandard 55 zu errichten, für Gewerbebau-ten gelten die Mindeststandards der Energieverordnung. Für Bauten im Büro und Dienstleistungsbereich gilt, dass sie 70 Pro-zent des in der Energieverordnung 2009 genannten Höchstwer-tes nicht überschreiten dürfen.

Baubürgermeister Martin Haag: „Der Green City Tower Freiburg ist ein Vorzeigeprojekt für die Entwicklung des Güterbahnhofare-als. Das Gebäude enthält einen Nutzungsmix aus Gewerbe, Wohnen und Dienstleistung. Es ist ein städtebaulicher Akzent und zeigt was energiepolitisch derzeit möglich ist.“

Idee und Akteure

Mit dem Green City Tower Freiburg verbunden war das ehrgei-zige Ziel ein Gebäude zu konzipieren, das nicht nur große Ener-giemengen selbst erzeugt und für den Eigenverbrauch nutzt, sondern in Zeiten geringen Strombedarfes im Green-Tower auch überschüssige regenerative Energie intelligent in das Stromnetz einspeisen kann. Zur Umsetzung hat sich ein Expertenkonsor-tium gebildet, das aus folgenden Akteuren besteht:

 Siemens AG für innovative Gebäudesicherheit- u. -automationmation sowie Elektrotechnik für das Erneuerbare Energie-konzept
 Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE für die Solar und Speichertechnologie
 badenova für die Quartiers-Energieversorgung
 ads-tec für die Speicherenergie
 SI Solarmodule für die Solartechnologie
 Architekturbüro Wolfgang Frey

Die komplexe Gebäudetechnologie wurde in einem interdiszipli-nären Austausch entwickelt. Geplant ist, dass das Gebäudema-nagementsystem durch die Siemens AG um ein Energiema-nagementmodul erweitert wird. Dieses ermöglicht ein komplettes Management der wesentlichen Verbraucher im Green-Tower so-wie des Energieeintrags aus erneuerbaren Energien.

Die Kopplung der Photovoltaikanlage, des Batteriespeichers (Li-Ionen-Technologie) sowie bestimmter Verbrauchergruppen er-folgt im Green-Tower über einen DC-Zwischenkreis (DC = Direct Current, Gleichstrom). Der Zwischenkreisverbund bietet den Vorteil, dass verschiedene Energiequellen mit unterschiedlichen Eigenschaften über einen gemeinsamen Netz-Wechselrichter mit hoher Flexibilität in das Netz eingespeist werden können. Er bildet dabei das Bindeglied, um die Energieflüsse von Sonne, Batterie sowie anderen Energiequellen und dem Netz entspre-chend den Betreiberanforderungen zu regeln. Als Kombination zuverlässiger und bewährter Standardkomponenten von Sie-mens Industry bringt das DC-System die Energieflüsse der an-geschlossenen Systeme zusammen. Damit kann beispielsweise in Schwachlastzeiten Strom aus Sonnen- oder Windkraft zur La-dung der Batterie verwendet werden, während zu Spitzenlastzei-ten regenerativ erzeugter Strom zusätzlich aus der Batterie in das Netz eingespeist werden kann.

FWTM-Geschäftsführer Bernd Dallmann: „Die FWTM hat das Projekt Green City Tower Freiburg von Anfang an unterstützt unddie verschiedensten Interessen fördernd moderiert. Wir freuen uns, dass es gelungen ist, ein Gebäude mit hoher Symbolkraft zu realisieren. Das Gebäude dokumentiert durch seine Höhe eine neue Sichtbarkeit des bislang eher im Abseits liegenden Gü-terbahngeländes. Das Energiekonzept steht für die Ziele der Green City. Und nicht zuletzt symbolisiert die moderne Architek-tur, die Wohnen und Arbeiten in einem Gebäude ermöglicht, das zukunftsweisende integrative Quartierskonzept des Güterbahn-hofareals.“

Architektur

Die endgültige Architektursprache des Green City Tower Frei-burg wurde in einer Vielzahl von einzelnen Planungsschritten in enger Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt gefunden. Neu an dem Konzept ist das einmalige Zusammenwirken zwischen In-genieuren, Architekten und Stadtplanern. Architekt Wolfgang Frey: „Gemeinsames Ziel war die Versöhnung von Architektur und Technologie“.

Der 48 Meter hohe Neubau, dessen Solarpaneel bis 51 Meter hoch wird, besteht aus einem 17 Etagen fassenden Doppelturm mit zwei seitlich angedockten 16 und 22,5 Meter hohen Seiten-flügeln. Diese Bauteile zeichnen sich durch konische Aufweitun-gen in ihrer Höhenentwicklung aus. Rückwärts angeordnet ist ein 260 Stellplätze umfassender Garagenbau der zwei Geschosse aus der Erde herausragt. Dieser dient auch als Quartiersgarage zur Versorgung der Nachbarschaft mit Stellplätzen.

Der sich nach oben aufweitende Baukörper ist umhüllt mit einer schachbrettartigen Matrixstruktur, die sich gleichförmig um die verschiedenen Baukörper herum schmiegt. Diese Schachbrett-einheiten sind Rahmenelemente, die eine effiziente Statik, Bal-kongeländer und die Produktion von Photovoltaikstrom überneh-men.

Die gestalterischen Anleihen haben die Anmutung einer Fach-werkstruktur. Die etagenweise Überkragung um die Außenwand erzeugt statisch eine Entlastung des Durchbiegemomentes im Deckenfeld, so dass eine Optimierung der Ressourcennutzung entsteht. Gleichzeitig entsteht ein Witterungsschutz der die Nachhaltigkeit des Gesamtgebäudes wesentlich stärkt.

Zu berücksichtigen war die Besonderheit, dass in dem Gebäude sowohl Gewerbe wie auch Wohnungen miteinander vereint wer-den. Dies stellt hinsichtlich der Infrastruktur des Hochhauses komplizierte Anforderungen. Die bei üblichen gewerblichen Nut-zungen bestehende Einschränkung, dass aufgrund der Flächen-begrenzung nicht auf sich verändernde Nutzungsanforderungen reagiert werden kann, ist in der vorliegenden Variabilität aufge-hoben. Das Gebäude kann „atmen“ und auf changierende Nut-zungsänderungen reagieren. Derzeit sind die Nutzungsverhält-nisse jeweils 50:50 auf Wohnen und Gewerbe verteilt. Gewerbli-che Nutzer sind bereits vorgemerkt. Unter anderem wird zurzeit diskutiert, im Erdgeschoss eine gastronomische Einrichtung un-terzubringen.

Der Green City Tower Freiburg auf einen Blick:
 Turm Gebäude: 39,5 bis 48 Meter, 17 Etagen und ein Skygarden
 Solarhut: 44 bis 51 Meter
 westlicher Seitenflügel: 16 Meter, 5 Etagen und ein Solar-dach
 östlicher Seitenflügel: 22,5 Meter, 7 Etagen und ein Solar-dach
 Garagenbau: 2 Tief- und 2 Hochgeschosse mit ca. 260 Stellplätzen
 Grundstücksfläche: ca. 5600 Quadratmeter
 Bruttogeschossfläche: ca. 16.000 Quadratmeter
 Gesamtvolumen: ca. 80.000 Kubikmeter
 Nutzungsmischung ca. hälftig Wohnen und Gewerbe ca.
 Baukosten: rd. 48 Mio €
 Stromproduktion: ca. 400 Kilowatt peak
 Stromspeicherung: ca. 0,5 Megawattstunden in Lithium Ionen Speicher
 Strommanagement: DC-gekoppeltes System zur Anbin-dung von PV, Batterie und Verbrauchergruppen
 
Eintrag vom: 08.05.2014  




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