Tennhardt: Verbreitungsstaaten müssen sich auf globalen Schutzplan verständigen
Berlin/Bischkek – Ein stattlicher Schneeleopard ist in eine der 18 Fotofallen getappt, die der NABU erst vor wenigen Wochen im kirgisischen Tien Shan installiert hat. Das bis zu 7439 Meter hohe im Norden des Landes gelegene Hochgebirge ist eines der letzten Rückzugsgebiete für Schneeleoparden. Niemand weiß genau, wie viele der vom Aussterben bedrohten Großkatzen in Freiheit leben. Experten schätzen, dass nur noch etwa 4000 bis 6000 Schneeleoparden ein riesiges Verbreitungsgebiet von etwa zwei Millionen Quadratkilometern durchstreifen. Noch Mitte der 1980er-Jahre lebte mit 1200 bis 1400 Schneeleoparden ein Großteil der Population in Kirgistan. Heute sind es dort nur noch schätzungsweise 200 bis 300. „Auch wenn es Gesetze zum Schutz von Schneeleoparden gibt, fallen bis heute zahlreiche Tiere Wilderern zum Opfer“, sagte NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt.
Der NABU setzt sich seit Anfang der 1990er-Jahre für den Schutz der Schneeleoparden in Kirgistan ein. Die NABU-Expedition mit Fachleuten konnte dank zweckgebundener Spenden ins Tien-Shan-Gebirge reisen, um die Fotofallen zu installieren. „Die Fotofallen werden uns helfen, Schneeleoparden in Freiheit zu beobachten und die Fährten der Tiere ausfindig zu machen. Das trägt letztlich zu einer genaueren Schätzung der Bestandszahlen bei“, erklärte Tennhardt. Mit dabei im Experten-Team war Markus Bathen, der im NABU-Projektbüro Wolf seit fünf Jahren den deutschen Wolfsbestand mit Fotofallen beobachtet. Dass er sein Wissen erfolgreich übertragen konnte, zeigt das schnelle Gelingen eines „Leo-Schnappschusses“. Dazu trug auch bei, dass das Know-how lokaler Hirten, des NABU Kirgistan, der NABU-Wildhüter-Gruppe „Gruppa Bars“ und weiterer Experten einbezogen wurde.
Vereintes Wissen und Engagement sollen auch bei dem vom NABU initiierten ersten globalen Schneeleoparden-Forum dazu beitragen, die Tierart vor dem Aussterben zu bewahren. Bei der internationalen Konferenz, die am 13. und 14. September 2013 in Bischkek stattfindet, kommen auf Einladung des kirgisischen Staatspräsidenten Almasbek Atambajew erstmals Vertreter aller zwölf Verbreitungsstaaten des Schneeleoparden zusammen. „Ziel ist es, Erfahrungen im Schneeleoparden-Schutz auszutauschen und sich auf einen verbindlichen internationalen Schutzplan zu einigen“, so Tennhardt. |