Region Freiburg setzt sich ehrgeiziges Klimaschutzziel
Mitgliederversammlung verabschiedet einstimmig Positionspapier
zur Klimapolitik
Themenschwerpunkte der nächsten drei Jahre:
Energieeinsparung, Erneuerbare Energien und Einsatz intelligenter
Technologien
Die Region Freiburg setzt sich ehrgeizige Ziele in der Klimapolitik.
Bis zum Jahr 2050 will die Region sich als „100 Prozent erneuerbare
Energie-Region“ positionieren und dafür den Anteil der
erneuerbaren Energien wie Sonne, Wind, Wasserkraft, Biomasse
und Geothermie nachhaltig steigern. In der ersten Mitgliederversammlung
der Region nach dem turnusmäßigen Wechsel des
Vorsitzes von Landrat Hanno Hurth (Landkreis Emmendingen) zu
Oberbürgermeister Dieter Salomon votierten die Bürgermeister
und Gemeinderäte im Freiburger Rathaus einstimmig für den
Vorschlag, einen gemeinsamen Katalog von Maßnahmen für die
gesamte Region mit den Landkreisen Breisgau-
Hochschwarzwald und Emmendingen, der Stadt Freiburg sowie
70 Kreisgemeinden zu erarbeiten.
Der Fokus wird dabei vor allem auf die Ziele Energieeinsparung
bei privaten Gebäuden, Erzeugung erneuerbarer Energien und
Einsatz neuer Techniken gelegt. Dabei will die Region nicht „das
Rad neu erfinden“, sondern auf die Kompetenzen und Erfahrungen
der Mitgliedsgemeinden vor Ort zurückgreifen und sie den
übrigen Mitgliedern des interkommunalen Verbands zur Verfügung
stellen. Um diesen Prozess über die Gemeinde- und Kreisgrenzen
hinweg zu steuern und zu koordinieren, wird eine Arbeitsgruppe
mit Fachleuten aus der Stadt- und den Kreisverwaltungen
eingerichtet, die jährliche Themenschwerpunkte definiert
und weitere Akteure wie Handwerkskammer, Energieversorger
oder Mitgliedskommunen des Landesprogramms „Klimafreundliche
Kommmune“ als Kooperationspartner gewinnt.
Für die Jahre 2014 bis 2016 stehen die Themen bereits fest.
2014 wird Energiesparen im Vordergrund stehen. Dazu sollen die
verschiedenen Energieberatungen akkreditiert und auf vergleichbaren
Stand gebracht werden. Die Region will auch Angebote
einer niederschwelligen Erstberatung vor Ort entwickeln lassen
und Demonstrationsobjekte präsentieren, wie wirksam in Wohngebäuden
Heizenergie gespart werden kann. In diesem Sektor
sind, so wurde in der Diskussion deutlich, die größten Potentiale
für eine Minderung der CO2-Emissionen zu erzielen.
Im darauffolgenden Jahr widmet sich das Konzept vor allem den
erneuerbaren Energien: Unterstützung und Förderung von neuen
Windkraftanlagen sowie der Kraftwärmekoppelung stehen dabei
im Vordergrund. Und für 2016 will die Region das Themenfeld
„Smart Grid“ und „Smart Metering“ aufgreifen. „Smart Grid“ steht
für „intelligente Netze“, die den Energieverbrauch bedarfsgerecht
steuern. „Smart Metering“ ist der Einsatz intelligenter Messverfahren,
die eine jederzeitige Kontrolle des Energieverbrauchs
ermöglichen und das Bewusstsein der Verbraucher für Energieeinsparung
fördern.
Dass das Ziel einer klimafreundlichen Region bis 2050 keineswegs
utopisch, sondern mit politischem Willen und guten Konzepten
durchaus zu erreichen ist, zeigte der Vortrag des Simonswälder
Bürgermeisters Reinhold Scheer. Die 3000-
Einwohner-Gemeinde im Landkreis Emmendingen hat den Umstieg
auf eine 100prozentige Stromversorgung aus regenerativen
Energien schon geschafft. In der Diskussion wurde deutlich, dass
für die Region Freiburg eine komplett CO2-freie Versorgung mit
Strom möglicherweise schneller als bis 2050 zu erreichen ist,
weshalb aus der Mitgliederversammlung eine regelmäßige Evaluation
angeregt wurde.
Den Anstoß zu dem Konzept hatte eine Studie der Freiburg Wirtschaft
und Touristik (FWTM) mit der Wirtschaftsregion aus dem
Jahr 2011 gegeben, mit der die Energieagentur Regio Freiburg
GmbH die Potentiale für Energieeinsparung und regenerative
Energien für die Region ermittelt hat. Die im Sommer 2012 vorgelegten
Ergebnisse bestätigen: Eine zu 100 Prozent mit aus
regenerativen Energien versorgte Region ist bis 2050 zu schaffen.
Voraussetzungen dazu sind neben Investitionen in erneuerbare
Energien und umweltfreundliche Verkehrssysteme vor allem
eine signifikante Senkung des Energieverbrauchs im Wärmebereich.
Dem trägt das Konzept durch den Arbeitsschwerpunkt Energieeinsparung
Rechnung, der vor allem die energetische Sanierung
von Wohngebäuden umfasst.
Für das Ziel sprechen nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische
Gründe. Die Gutachter gehen davon aus, dass für Gebäudesanierungen
und weitere Maßnahmen Investitionen in Milliardenhöhe
aufzubringen sind. Durch Wärmedämmungen und
moderne Heizungen lassen sich der Energieverbrauch und die
CO2-Emission drastisch reduzieren und somit ein großer Teil von
derzeit 880 Millionen Euro einsparen, die jährlich aus der Region
für den Einkauf von Energie – zumeist aus fossilen Quellen –
abfließen. Zugleich sind Investitionen in diesem Sektor ein nachhaltig
wirkendes Konjunktur- und Beschäftigungsprogramm für
Handwerk und Bauwirtschaft.
Dies belegt auch die Untersuchung des Freiburger Öko-Instituts
„Freiburg 2050 – auf dem Weg zur Klimaneutralität“ für den
Stadtkreis Freiburg aus dem Jahr 2011. Bei einer Halbierung des
Verbrauchs und einer Umstellung auf erneuerbare Energien zu
93 Prozent haben die Gutachter eine rechnerische Reduktion der
Treibhausgase CO2 um 94 Prozent ermittelt.
Die „Region Freiburg“
... ist der Zusammenschluss der beiden Landkreise Breisgau-
Hochschwarzwald und Emmendingen mit 71 Gemeinden und
dem Stadtkreis Freiburg. Sie stärkt die politische Zusammenarbeit
und bietet ein Forum des Austauschs und der Abstimmung
über Projekte und konkrete Einzelvorhaben mit regionaler
Dimension.
Die Region Freiburg basiert auf einem vertraglichen Zusammenschluss
vom Februar 1994, dem "Kooperationsvertrag der Gebietskörperschaften
im Raum Freiburg". Im Jahr 2000 wurde daraus
die „Region Freiburg“. Sie bildet mit der Gebietskulisse zwischen
Rhein und Hochschwarzwald gleichzeitig den deutschen
Teil des Eurodistrikts Region Freiburg / Centre et Sud Alsace. |