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NABU und NAJU: Neue AIDAmar ist umwelttechnisch von gestern
AIDA Cruises veranstaltet schmutzige Schiffstaufe – NAJU und NABU zeigen mit „rauchendem Schornstein“ Flagge im Hafen

Hamburg – Mit einem rauchenden Modell-Schornstein haben der NABU und seine Jugendorganisation NAJU am Samstag im Hamburger Hafen gegen die Luftverschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe protestiert. Mit großem Marketingaufwand wirbt AIDA Cruises seit Monaten für ihren jüngsten Flottenzugang: das Kreuzfahrtschiff AIDAmar. Nach Angaben von AIDA Cruises findet ihr zu Ehren die „größte Schiffstaufe alle Zeiten“ statt. Aus Sicht des NABU, der seit einem Jahr über die gefährlichen Schiffsemissionen der Ozeanriesen informiert, zeichnet sich die Veranstaltung jedoch durch einen anderen Superlativ aus:

„Mit großem Aufwand zieht AIDA vier seiner Schiffe in Hamburg zusammen und veranstaltet so eine der schmutzigsten Schiffstaufen aller Zeiten. Die Schiffe AIDAblu, AIDAluna und AIDAsol sind maximal erst drei Jahre alt, verfügen aber über keinerlei Abgastechnik, um die schlimmsten Auswirkungen der giftigen Abgase zu reduzieren. Auch die neue 385 Millionen Euro teure AIDAmar hat weder einen Stickoxid-Katalysator, noch einen Rußpartikelfilter an Bord. Für die Umwelt sowie die Gesundheit der Passagiere und Küstenanwohner ist dies eine schlechte Nachricht. Alle AIDA Schiffe sind umwelttechnisch von gestern“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Stickoxid-Katalysatoren, die rund 95 Prozent der Stickoxide aus dem Abgas neutralisieren und dabei auch einen Teil der krebserregenden Rußpartikel reduzieren, sind bereits bei rund 500 Handelsschiffen seit Jahren erfolgreich im Einsatz. In Kombination mit einem Rußpartikelfilter, der die feinsten Partikel stoppt und so einen Beitrag zum Gesundheits- und Klimaschutz leistet, könnten die gravierendsten Belastungen durch Schiffsabgase verhindert werden.

„AIDA wirbt wie kein zweites Kreuzfahrtunternehmen mit seinem Umweltengagement, aber ausgerechnet bei der Verwendung von Abgastechnik herrscht beim deutschen Marktführer absolute Flaute. Die vier in Hamburg versammelten AIDA-Schiffe stoßen deshalb auf gleicher Strecke umgerechnet etwa so viele Luftschadstoffe aus, wie 20 Millionen moderne Pkw“, so Miller.

Obwohl sich die NABU-Kampagne „Mir stinkts! Kreuzfahrtschiffe sauber machen!“ keineswegs allein gegen AIDA Cruises richtet, hat das Rostocker Unternehmen besonders empfindlich auf den viel zitierten NABU-Emissionsvergleich zwischen Pkw und Kreuzfahrtschiff sowie belastendes Bildmaterial von rußenden Kreuzfahrtschiffen reagiert und in den letzten Monaten viel unternommen, um vom eigenen Versagen abzulenken. So darf ein Wissenschaftler der FH Flensburg eine Gegendarstellung zu den NABU-Emissionszahlen vornehmen. Der nicht unwesentliche Unterschied zwischen Luftschadstoffen (Rußpartikeln, Schwefeldioxid und Stickstoffoxid), deren gewaltigen Ausstoß der NABU bemängelt und dem Klimagas Kohlendioxid, wurde nicht bedacht. Peinlich für das Unternehmen und den Wissenschaftler. Darüber hinaus wirbt AIDA vollmundig damit, mit den kommenden Schiffen nur noch mit vergleichsweise sauberem Treibstoff zu fahren und auf giftiges Schweröl zu verzichten. In Nordeuropa, wo die geplanten AIDA-Schiffe unterwegs sein sollen, ist allerdings ohnehin Schiffsdiesel als Treibstoff vorgeschrieben. AIDA hält sich also nur an die schwachen gesetzlichen Vorgaben.

NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger: „Immer wieder unterlaufen AIDA Fehler, wenn es darum geht, die Bemühungen des Unternehmens zur Luftreinhaltung darzustellen. Dies passt nicht zu einem Kreuzfahrtanbieter, bei dem Umweltschutz Chefsache sein soll.“ Bereits 2010 wurde ein Unternehmenssprecher in der Wochenzeitung „Die ZEIT“ zitiert: „Bei uns sieht man aus den Schornsteinen nur weißen Rauch aufsteigen.“ Aktuelle Fotos des NABU beweisen das Gegenteil: Ohne Rußfilter kommen bei der neuen AIDAmar schwarze Abgasfahnen aus dem Schornstein.

„AIDA-Präsident Michael Thamm, der im Sommer zu Costa Kreuzfahrten wechselt, hinterlässt seinem Nachfolger ein Unternehmen, bei dem Umweltanspruch und Realität noch weit auseinanderklaffen. Der designierte Präsident Michael Ungerer muss bei den kommenden Neubauten endlich Abgastechnik einsetzen, so wie es Hapag-Lloyd für seinen Neubau MS Europa 2 bereits angekündigt hat“, forderte Oeliger.

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Eintrag vom: 13.05.2012  




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