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Fünftklässler pressen ihren Apfelsaft selbst
Wissenshunger – Wege zu einer nachhaltigen Schulverpflegung

Projektwoche mit der Ökostation am Wentzinger Gymnasium Freiburg

Stuttgart / Freiburg, 9. Oktober 2008: Im Rahmen einer Projektwoche erhalten alle fünften Klassen des Wentzinger Gymnasiums einen Tag lang Einblick in die Welt der Äpfel, der Streuobstwiesen und des Apfelsaftpressens. Gerade am Beispiel Streuobstwiesen werden die Zusammenhänge zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten in unserer Kulturlandschaft besonders eindrücklich: Schließlich hängen mit der Nutzung heimischer Streuobstwiesen maßgeblich deren Erhalt als Lebensraum und deren biologische Vielfalt zusammen.

Die Projektwoche ist Teil des lokalen Projekts „Bio for Kids“, welches die Stadt Freiburg in Kooperation mit der Ökostation Freiburg initiiert hat und das durch den Innovationsfonds Klima- und Wasserschutz der badenova finanziell gefördert wird. Als Modell für andere Schulen ist die Kooperation von Schule, Kommune und Umweltbildungszentrum gleichzeitig Baustein des landesweiten Projekts „Wissenshunger – Wege zu einer nachhaltigen Schulverpflegung“. Dieses Modellprojekt der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg, der Deutschen Akademie für Kulinaristik, Slow Food Deutschlands und weiterer Partner zeigt Wege auf, gesunde Ernährung an Schulen mit Themen der Natur- und Umweltbildung zu verknüpfen. Freiburg ist mit dem Wentzinger Gymnasium einer von mehreren Modellstandorten im Land.

Ganz gespannt versammelten sich die Schülerinnen und Schüler der fünften Klasse pünktlich um acht Uhr in der Ökostation Freiburg, Umweltbildungszentrum des BUND. Hier erhielten sie zunächst eine kurze theoretische Einführung in das Thema des Tages. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ging es anschließend weiter nach Eichstetten am Kaiserstuhl, wo mit viel Freude und Fleiß auf den Obstwiesen der Gemeinde Äpfel aufgelesen wurden. Nach der Ernte und einer wohlverdienten Vesperpause kehrten die Schülerinnen und Schüler zurück zur Ökostation. Ein Teil der Äpfel wurde hier in der Schaupresse direkt zu Apfelsaft verarbeitet und natürlich sofort auf geschmackliche Unterschiede zu gekauftem Apfelsaft getestet. Die Fünftklässler erwiesen sich als regelrechte Geschmacksexperten. In der Zwischenzeit wurde ein Großteil der Ernte in der Kelterei Bürklin in Vörstetten zu Saft verarbeitet, um später von den Kindern und Jugendlichen in der Ökostation sterilisiert und abgefüllt zu werden – von der Ernte über die Verarbeitung bis zum fertigen Saft in der Flasche ein geschlossener Produktionsablauf.

„Uns ist es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler erfahren, woher Lebensmittel kommen, wo sie angebaut, verarbeitet und verkauft werden, bis sie schließlich auf unserem Teller oder in diesem Fall im Glas landen. Beim selber Ernten, Schnippeln und Kochen kommen Kinder und Jugendliche wieder auf den Geschmack von gesundem Obst, Gemüse und Getreide“, erklärte Nicole Welsch von der Umweltakademie Baden-Württemberg. Auf einer Streuobstwiese lasse sich die Bedeutung des ökologischen Gleichgewichts sehr gut aufzeigen, so Welsch weiter. Im Gegensatz zu Baum-Monokulturen böten Streuobstbestände eine große Vielfalt an Obstbaumarten und -sorten und damit Lebensraum für viele Insekten, Vögel und kleine Säugetiere. In den Höhlen alter Stämme fänden etwa der Steinkauz Brutmöglichkeiten und Fledermaus oder Gartenschläfer Unterschlupf.

„Bei der Herstellung von Apfelsaft aus selbst geernteten Äpfeln erfahren die Schülerinnen und Schüler nicht zuletzt die Vorteile gesunder, regionaler Produkte“, berichtete Heide Bergmann, Mitarbeiterin der Ökostation Freiburg. Bereits seit Anfang des Jahres engagiere sich die Ökostation als Partner der Stadt Freiburg in dem Projekt „Bio for Kids“ für eine gesunde Ernährung an Freiburger Schulen, so auch bei der Streuobst-Projektwoche. Geplant seien zahlreiche weitere Aktionen für alle Schularten und Klassenstufen – im Biogarten der Ökostation, auf dem Bauernhof, in der Getreidemühle, auf dem Wochenmarkt oder im Schulgarten.

Das Zusammenwirken von Schule, kommunaler Verwaltung und Umweltbildungszentrum am Wentzinger Gymnasium Freiburg gilt als gelungenes Beispiel lokaler Vernetzung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. Als Modell für andere Schulen wurde es daher gezielt in das Projekt „Wissenshunger – Wege zu einer nachhaltigen Schulverpflegung“ aufgenommen.

„Viele Schüler kennen heute mehr Handyklingeltöne als Vogelstimmen und mehr Automarken als Pflanzenarten. Natur- und Alltagswissen, das bisher von Generation zu Generation weitergegeben wurde, geht immer mehr verloren“, so die Umweltakdemie. Mit Projekten wie dieser Streuobstaktion wirke das Projekt „Wissenshunger“ der Wissenserosion entgegen, gerade auch, was die Kenntnis heimischer Tier- und Pflanzenarten anbelange. Zudem würden die vielfältigen Zusammenhänge zwischen dem Essen, der Landwirtschaft, Landschaft, Natur und biologischen Vielfalt verdeutlicht. Dies bilde letztlich die Basis für Handlungskompetenz zur Erhaltung des Heimatraumes.

Damit der Besuch auf der Streuobstwiese auch nachhaltig in den Köpfen der Jugendlichen bleibt, dokumentieren die Schülerinnen und Schüler ihre Erfahrungen während der Projektwoche durch Bilder und Texte und stellen diese am 23. Oktober beim Schulfest aus. Auch der selbst hergestellte Apfelsaft wird an einem Stand ausgeschenkt werden – Der Erlös geht in die Klassenkasse.
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Eintrag vom: 12.10.2008  




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