Führende Umweltschützer rufen Stiftungen und Wohltäter auf,
ihre finanziellen Mittel für den Kampf gegen den Klimawandel einzusetzen
160 führende Umweltschützer aus 48 Ländern rufen heute Stiftungen und Wohltäter dazu auf, ihre milliardenschweren finanziellen Mittel dazu einzusetzen, die fortschreitende Klimaerwärmung abzuwenden.
Die aus Trägern angesehener internationaler Umweltpreise bestehende Gruppe ruft in ihrer in der International New York Times veröffentlichten „Erklärung der Umweltpreisträger zum Klimawandel“ zum Handeln auf. Der Aufruf kommt eine Woche vor Beginn eines UN-Klimagipfels in New York. Die Anzeige und ihre Verbreitung wurden via Crowfunding finanziert; 240 Personen spendeten insgesamt 30.000 GBP.
„Wir, 160 Träger von Umweltpreisen, rufen Stiftungen und Wohltäter weltweit dazu auf, ihre finanziellen Mittel unverzüglich zur Rettung der Zivilisation einzusetzen,“ so die Preisträger. „Die wohltätigen Stiftungen der Welt verfügen über umfangreiche finanzielle Mittel und haben deshalb die Möglichkeit, in der Gesellschaft einen Überlebensreflex auszulösen und so denjenigen zu helfen, die den Klimavertrag aushandeln.“
Zur Gruppe gehören national und international bekannte Persönlichkeiten wie etwa Aimée Christensen (USA), Paul Gilding (Australien), Ernst von Weizsäcker (Deutschland), Peggy Liu (China), Harish Hande (Indien), Jeunesse Park (Südafrika) und Jeremy Leggett (UK).
Die Initiative zu dem Appell entstand während des von der European Environment Foundation (EEF) veranstalteten 3. Konvents internationaler Umweltpreisträger im April dieses Jahres in Freiburg. Die EEF, die den Umweltpreisträgern die Erklärung zur Unterzeichnung vorgelegt hat, wird die Stiftungen jetzt in individuellen Schreiben bitten, ihre finanziellen Mittel im Kampf gegen den Klimawandel zu mobilisieren, um durch folgende Maßnahmen eine entscheidende Wende herbeizuführen:
1. Direktinvestitionen in Unternehmen und Projekte, die mit sauberen, emissionsarmen Technologien arbeiten
2. Abzug von Investitionen in Unternehmen, die mit fossilen Brennstoffen arbeiten bzw. Einsatz der Aktionäre gegen die Erschließung weiterer Vorkommen
3. Unterstützung von Start-ups im Bereich der sauberen Energie und Förderung der Entwicklung emissionsarmer Märkte.
Mit dem Aufbau des schnell wachsenden Divest-Invest-Bündnisses haben die Stiftungen ihrem Engagement bereits Ausdruck verliehen. Seit seiner Gründung im Januar 2014 haben sich bereits 40 Organisationen mit einem Gesamtvermögen von 2 Milliarden Dollar dazu verpflichtet, ihre Investitionen in fossile Brennstoffe abzuziehen und stattdessen erneuerbare Energiequellen zu fördern.
Dr. Ellen Dorsey, Executive Director des Wallace Global Fund und einer der führenden Köpfe des Bündnisses, begrüßte die Erklärung mit folgenden Worten: „Die sich verschärfende Klimakrise gefährdet die Arbeit aller wohltätiger Organisationen. Immer mehr Stiftungen verlagern ihr Vermögen von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien, um durch ihre Investitionen zu einer Überwindung der Krise beizutragen, anstatt sie zu verschärfen. Wir hoffen, dass andere durch unsere klare Position ebenfalls zum Handeln ermutigt werden, damit wir die fortschreitende Erderwärmung gemeinsam verhindern können.
In einer ganzseitigen Anzeige in der International New York Times warnen die Umweltpreisträger, dass die Welt „aufgrund der bestehenden Richtlinien zur Kohle-, Öl- und Gasverbrennung auf eine globale Erwärmung von 4 bis 6 Grad Celsius hinsteuert“. Sie geben an, dass sie von der Angst erfüllt sind, „dass wir uns nicht mehr ernähren können, uns das Trinkwasser ausgeht, das Konfliktpotenzial steigt und der Klimawandel zum Zusammenbruch des gesellschaftlichen Gefüges unserer Zivilisation führt.“ Ihre Kommentare spiegeln auch die Warnungen des Weltklimarates (IPPC) wider.
In der Erklärung heißt es weiter, dass eine Klimaveränderung im befürchteten Ausmaß nicht nur die bisherige gute Arbeit der Stiftungen entwertet und zerstört, sondern auch den Wert ihrer riesigen finanziellen Ressourcen untergraben wird, sodass ihre Mittel am Ende in von den Folgen der Erderwärmung beeinträchtigten Unternehmen „stranden“.
Jeremy Leggett, der als Kurator der EEF die Ausarbeitung der Erklärung koordinierte, dazu: „Wohltätige Stiftungen auf der ganzen Welt fördern Projekte, die das Leben von Millionen von Menschen auf unserem Planeten verbessern. Wenn sie etwas Dauerhaftes schaffen wollen, dürfen sie den Klimawandel aber nicht ausblenden. Durch eine Investition in saubere Energie können sie ihre Arbeit und ihre Finanzen am besten sinnvoll einsetzen.“
„Wir hoffen, dass dieser Aufruf den Anstoß zu den dringend erforderlichen Investitionen in eine kohlenstofffreie Zukunft geben wird, den ehrgeizigen Vertrag zum Klimawandel unterstützen wird und dazu führen wird, dass es im Kampf gegen den Klimawandel zu einer entscheidenden Wende kommt,“ so Leggett, der vom Hillary Institute für seine herausragenden Führungsleistungen im Kampf gegen den Klimawandel ausgezeichnet wurde.
Der UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon hat führende Persönlichkeiten aus Politik, Industrie, dem Finanzwesen und der Zivilgesellschaft für den 23. September 2014 zu einem Klimagipfel nach New York eingeladen. Er rief zu mutigem Engagement zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen sowie zum Aufbau eines starken politischen Impulses für ein globales Klimaschutzabkommen auf dem Pariser Klimagipfel im Dezember 2015 auf.
Die Umweltpreisträger mahnen, dass die Uhr für die Abwendung schädlicher Folgen der Erderwärmung tickt, und dass „der Klimagipfel in Paris möglicherweise die letzte Chance für ein Abkommen ist, das unsere Zivilisation noch retten kann.“ Sie sind jedoch überzeugt, dass Stiftungen und Wohltäter die finanziellen Ressourcen besitzen, um in einem Umfang zu reagieren, der die Chancen der Verhandlungen in Paris deutlich verbessern würde.
Aussagen der wichtigsten Unterzeichner
Aimée Christensen (USA), Hillary Laureate: „Die wissenschaftlichen Notwendigkeit, gegen den Klimawandel aktiv zu werden, war noch nie so groß wie heute: Wenn wir nicht handeln, sehen wir großen Gefahren entgegen, darunter auch Investitionsrisiken, wie man dem aktuellen Risky Business Report entnehmen kann. Während die Regierungen in Paris an Richtlinien arbeiten, mit denen dem Klimawandel begegnet werden kann, benötigen wir Stiftungsgelder, die dem Ziel der Stiftungen entsprechen, weltweit Gutes zu tun. Aber auch andere führende Investoren und Unternehmen müssen sich dafür einsetzen, dass unsere Wirtschaft effizienter, weniger krisenanfällig, sicherer und preisstabiler wird – und für hochwertige Arbeitsplätze und eine gesündere Bevölkerung.“
Paul Gilding (Australien), Gewinner des Environmental Leadership Award des Tomorrow Magazine: „Die Klimaveränderung hat das Potential, alle Bemühungen in anderen Bereichen wie Biodiversität oder die Bekämpfung von Armut zunichte zu machen. Wer sich für eine Verbesserung der Lebensqualität oder Naturschutzgebiete einsetzt, sollte wissen, dass er seine Mühe verschwendet, wenn er sich nicht gleichzeitig auch für den Klimaschutz einsetzt. In Australien beobachten wir bereits verheerende Auswirkungen des Klimawandels und diese haben ja gerade erst angefangen! Gegenmittel wie erneuerbare Energien stehen bereit, d. h. die Stiftungen müssen nur die Gelegenheit nutzen, um die Energiewende voranzutreiben.“
Prof. Dr. Ernst von Weizsäcker (Deutschland), Gewinner des Deutschen Umweltpreises: „Eine Beschleunigung der Aktionen zum Klimaschutz durch Stiftungen in dieser entscheidenden Zeit wäre eine äußerst hilfreiche Botschaft an die Welt der Investitionsgeber."
Peggy Liu (China), Hillary Laureate und vom Time Magazine gekürte „Heldin der Umwelt“: „Eine schnellere finanzielle Unterstützung durch Stiftungen könnte Lösungen gegen den Klimawandel fördern, mit denen Chinas Emissionen im großen Stil und mit hoher Geschwindigkeit eingedämmt werden könnten. Mit Stiftungskapital in Verbindung mit chinesischen Mitteln könnten weltweit bezahlbare nachhaltige Lösungen auf den Markt gebracht werden; oder China könnte dabei unterstützt werden, neue Städte mit einer geringeren Umweltbelastung zu bauen; oder der soziale Aufstieg der chinesischen Bevölkerung könnte dahingehend gefördert werden, dass die 900 Millionen Stadtbewohner der Zukunft nachhaltig und mit möglichst geringem Energieverbrauch leben.“
Dr. Harish Hande (Indien), Gewinner des Ramon Magsaysay Award: „In Indien beobachten wir täglich, welches Potential in den erneuerbaren Energien steckt, um die Lebensqualität der Ärmsten zu verbessern und gleichzeitig die globale Erwärmung abzuschwächen. Es gibt viel Raum für ein beschleunigtes Investitionsprogramm und Finanzierung durch Stiftungen, um ein Engagement in diesem Sinne mit guten Beispielen voranzutreiben. Zusammen können wir es schaffen, im allerletzten Moment noch eine entscheidende und endgültige Wende in der Gesellschaft herbeiführen.“
Jeunesse Park (Südafrika), Gewinnerin des UNEP Sasakawa Prize: „Die anthropogene Destabilisierung des Klimas trifft Afrika schon jetzt, und die Ärmsten leiden darunter, trotz des Reichtums an Ressourcen in Afrika und unserer privilegierten Lage, um erneuerbare Energien, Bio-Landwirtschaft und eine intelligentere Bodennutzung weiterzuentwickeln und einzusetzen und – ganz instinktiv – weniger CO2-Emissionen zu verursachen. Der Gedanke, Investitionen und Förderungen jetzt anzukurbeln, kommt nicht nur zufällig zur rechten Zeit, er ist absolut unumgänglich.
Dr. Jeremy Leggett (Vereinigtes Königreich), Hillary Laureate: „Durch eine entsprechende Reaktion könnten Stiftungen in der grünen Wirtschaft tätigen Firmen wie uns helfen, 5 % unserer Gewinne für den Kampf gegen die Klimaerwärmung einzusetzen. Sie könnten darauf bestehen, dass alle gewinnorientierten Nutznießer ihrer Investitionen und finanziellen Zuwendungen 5 % ihrer Gewinne für Klimaschutz-Zwecke zur Verfügung stellen. Dadurch würde ein großer und vollkommen neuer Spendenpool gebildet, der die Revolution im Sinne sauberer Energie, die wir für den Kampf gegen den Klimawandel brauchen, ausreichend unterstützen könnte.“
Aussagen der unterstützenden Stiftungen
Tellus Mater Foundation
James Arbib, Gründer und Kurator: „Wir begrüßen diese äußerst wichtige Initiative. Der Klimawandel ist die größte Herausforderung vor der die Menschheit steht, und es bleibt nicht mehr viel Zeit, um ihn rechtzeitig einzudämmen. Wenn es darum geht, Lösungen zu finden, ist die Verteilung von Kapital eine kritische Stellschraube. Wir suchen aktiv nach Möglichkeiten, wie wir unsere Stiftungsgelder einsetzen können, um die Wende in Richtung eines Energiesystems mit geringem CO2-Ausstoß innerhalb eines langfristigen und nachhaltigen Finanzsystems zu unterstützen.“
„Eines der größten Hindernisse, die wir überwinden müssen, ist der Mangel an ausgereiften Produkten und an einer damit verbundenen finanziellen Infrastruktur, die es uns erlauben würden, Investitionen in diesem Sinne zu tätigen. Wir möchten mit anderen Stiftungen und langfristigen Investoren sowie mit Finanzunternehmen zusammenarbeiten, um die Entwicklung dieses aufstrebenden Marktes anzutreiben.“
Polden-Puckham Charitable Foundation
Bevis Gillett, stellvertretender Stiftungsvorstand: „Die Bedeutung der Erklärung der Umweltpreisträger kann nicht überschätzt werden. Bei der Polden-Puckham Charitable Foundation haben wir den Bedarf erkannt, unsere Mission, unsere Investitionen und Stiftungsgelder so auszurichten, dass wir das weltweite Zwei-Grad-Ziel unterstützen. Welchen anderen Weg sollten wir als Stiftung auch einschlagen? Welche Alternative haben Stiftungen im Allgemeinen, wenn wir die Klimakrise angehen wollen, ehe es zu spät ist? Jede Stiftung, die sinnvoll handeln möchte, muss sich diese Botschaft nun zu Herzen nehmen und mit gutem Beispiel voranschreiten.
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