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Erfolgreiches Waldhaus-Projekt geht ab 24. März in die zweite Runde
Jugendliche verwandeln Rasenflächen rund um das Augustinum in St. Georgen in blühende Bienenweiden

Der Frühling steht vor der Tür und das Projekt Natur-Stadt-Schule setzt seine Arbeiten für den Natur- und Artenschutz in Freiburg fort. Erster Stop im Jahr 2014 ist die Seniorenresidenz Augustinum in Freiburg-St. Georgen. In der Woche vom 24. bis 28. März wird die im Winter fertiggestellte Projektwerkstatt in Form eines Bauwagens dort auf dem Außengelände stehen. Ziel der Projektwoche ist, die Grünflächen rund um das Augustinum ökologisch aufzuwerten.

Das Waldhaus hatte das bundesweit einmalige Projekt Natur-Stadt-Schule im vergangenen Jahr gestartet. Dabei verbringen Jugendliche eine Woche in der freien Natur statt in der Schule und geben mit ihrer Arbeit der Stadt ein Stück Natur zurück. In zehn beispielhaften Projekten setzen sich insgesamt zehn Klassen der Mittelstufe von November 2013 bis April 2015 für Natur- und Artenschutz ein. Sie übernehmen Planung und Umsetzung in der eigens geschaffenen Projektwerkstatt. Die Ergebnisse sind in und um die Stadt zu sehen und werden durch Hinweisschilder kenntlich gemacht.

Ums Augustinum werden nun eintönige Rasenflächen umgegraben und in blühende Bienenweiden verwandelt. Bienenweiden sind in den ausgeräumten Agrarlandschaften von heute ein Muss, um Bienen, Hummeln und Schmetterlingen genug Nahrung zu bieten. Gesät werden ausgesuchte ein- und mehrjährige Wildkräuter, die mit ihrer Blühfreudigkeit und einem reichen Nektar- und Pollenangebot von April bis November Insekten ernähren können.

Die Schülerinnen und Schüler informieren sich zunächst, welche Arbeitsschritte nötig sind. Dann werden Materialien, Saatgut und Werkzeuge für die Projektwoche eingekauft. Während der Woche übernehmen sie alle Arbeiten, entfernen die Grasnarbe, bringen Sand ein, säen die Samenmischung und dokumentieren das Geschehen.

Diese Projektwoche führt das Waldhaus in Zusammenarbeit mit der Lernstatt Freiburg durch, einem pädagogischen Time-Out-Modell für Werkrealschulen. Die Lernstatt nimmt Jugendliche aus 7. oder 8. Haupt-/Werkrealschulklassen etwa 15 Schulwochen lang auf, wenn sie an ihrer Stammschule mit pädagogischen Mitteln nicht mehr in Unterricht und Schulleben integrierbar sind. Ziel ist die Rückführung in ihre alte Klasse oder eine andere Werkrealschule.

Durch die Projektwoche findet ein sozialer Austausch zwischen den Schülern der Lernstatt und den Bewohnern des Augustinums statt. Einerseits können die Senioren den Fortschritt der Arbeiten beobachten und kommen auf der Baustelle mit den Schülern in Kontakt, andererseits sind die Jugendlichen eingeladen, an den Mahlzeiten im Speisesaal teilzunehmen und dadurch Einblicke in das Leben im Seniorenheim zu erhalten.

Im November fand bereits eine Lebensraumaufwertung auf einer Streuobstwiese am Schönberg statt. Aus selbst geschlagenem Holz aus dem Stadtwald wurden Steinkauzröhren gebaut. Diese benötigt der seltene Eulenvogel, da natürliche Nistmöglichkeiten immer knapper werden. Auch wurde ein Trockenbiotop für Reptilien auf der Wiese am Laisacker angelegt.

Mit den praktischen Arbeiten für den Naturschutz in längerfristigen Projekten bietet das Waldhaus Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund die Möglichkeit, Erfahrungen in verschiedenen Berufsfeldern zu sammeln und sich außerhalb von Schulräumen zu bewähren. Inhalte des Bildungsplans werden so nicht in der Schule, sondern durch praktische Arbeiten aus erster Hand erfahren und erlebt. So kann die Natur-Stadt-Schule den Schülern Kompetenzen aus dem Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung vermitteln – und zugleich städtische und stadtnahe Lebensräume aufwerten.

Das Projekt wird von Projektleiter und Forstwirt Philipp Gottwald mit den beteiligten Schülern und ihren Lehrern geplant, erarbeitet und festgelegt. So können sich die Jugendlichen von Anfang bis Ende mit dem Projektziel identifizieren. Sie trauen sich die Arbeit zu und stehen dafür ein. Durch das Projekt „Schulverwaldung“ hat Gottwald bereits viele Erfahrungen mit der Zielgruppe, für die es ansonsten wenig Angebote im Bereich der Umweltbildung gibt.

Dass Schüler Natur- und Artenschutz auf breiter Fläche in Form von Projekten in die Stadt bringen, ist bisher deutschlandweit einmalig. Neben dem direkten Nutzen jedes einzelnen Naturschutzprojekts für

die biologische Vielfalt in der Stadt liegt die Bedeutung in der erwarteten Bewusstseinsänderung der Zielgruppe. Die jungen Menschen können als Multiplikatoren ihre Erfahrungen in ihre Peer-Group oder Familie einbringen. Zudem werden alle Projekte mit Informationstafeln versehen und am Ende des Projektzeitraums wird eine Broschüre mit allen Praxisbeispielen erstellt, um sie auf andere Regionen übertragbar zu machen. Alle teilnehmenden Schulklassen können an einem Wettbewerb teilnehmen und z.B. einen Aufenthalt in einer Waldhütte des Forstamtes gewinnen.

Die Nachfrage nach langfristigen außerschulischen Projekten beim Waldhaus ist groß. Alle Termine im Jahr 2014 in der Natur-Stadt-Schule sind bereits ausgebucht.

Das Projekt Natur-Stadt-Schule wird über einen Zeitraum von 18 Monaten durch die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg und die Glücksspirale mit einem Betrag von 99.000 Euro gefördert.
 
Eintrag vom: 21.03.2014  




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