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TREA Breisgau / Pelletswerk Ettenheim / Biogasanlage Forchheim
Drei Beispiele für eine energiepolitische, klimapolitische und raumordnerische Fehlentwicklung am südlichen Oberrhein

Am Samstag, den 8.Dezember fand der globale Klimaaktionstag statt. In diesem Zusammenhang möchte der BUND auf eine raumordnerische Fehlentwicklung am Südlichen Oberrhein aufmerksam machen, denn in Sachen Stromproduktion und Abwärmenutzung wächst (noch) nicht zusammen, was zusammen gehört.

TREA Breisgau

Seit November 2004 produziert die Müllverbrennungsanlage TREA im Gewerbepark Breisgau Strom und verschwendet Abwärme. Ein Großteil von 50 Megawatt Abwärme (laut Genehmigungsantrag) verpufft in Zeiten weltweiter Klimaveränderung ungenutzt. Aber ein Megawatt Abwärmeleistung entspricht auf das Jahr gerechnet einer Energiemenge von ca. 870 000 Litern Erdöl. (870 000 x 50 = 43 500 000 Liter Erdöl/Jahr!!!) Täglich wird eine Abwärmemenge entsprechend rund 120 000 Litern Erdöl ungenutzt in die Umwelt abgegeben. 50 MW Abwärme entsprechen dem Wärmebedarf von 50 000 Niedrigenergie-Wohnhäusern. Es ist erfreulich, dass die Betreiber nach Abnehmern für diese Abwärme suchen, doch angesichts der Klimasituation und der Endlichkeit der fossil-nuklearen Energiereserven geht dem BUND diese Entwicklung zu lange.

Pelletswerk und Biomassekraftwerk Ettenheim

Das geplante Biomassekraftwerk in Ettenheim, welches das neue Pelletswerk von German Pellets mit Wärme versorgen soll, ist zur Zeit heftig umstritten. Die Produktion von Holzpellets ist aus Sicht des BUND eine umweltpolitisch sehr sinnvolle Sache, wenn sie ?anwohnerfreundlich? realisiert wird. Doch in Ettenheim wurde der ?falsche Standort? ausgewählt. Ein Pelletswerk mit einem ganzjährig hohen Wärmebedarf gehört dorthin, wo große Abwärmemengen vorhanden sind, d. h. regional zum Beispiel in den Gewerbepark Breisgau in die räumliche Nähe der TREA. Dort ist die Wärmemenge schon vorhanden, die jetzt das Biomassekraftwerk bringen soll.

Biogasanlage Forchheim

In diesem Jahr wurde in Forchheim eine der bundesweit größten Biogasanlagen eingeweiht. Der dort produzierte Strom würde ausreichen, um zwei mal die nahe gelegene Stadt Endingen zu versorgen. Da eine geruchsintensive Biogasanlage dieser Dimension nicht wohnortnah realisiert werden kann, fallen auch hier große Mengen fast ungenutzter Abwärme an. Optimierungen sind zwar möglich und werden auch realisiert. Das Grundproblem enormer ungenutzter Abwärmemengen aber bleibt. Wärme lässt sich schwer über große Strecken transportieren. Ein dünnes Gasrohr in ein neu zu errichtendes Blockheizkraftwerk im Endinger Gewerbegebiet aber wäre durchaus möglich gewesen. Überall in der Region entstehen aktuell auch große öl- oder gasgeheizte Gewächshäuser. Warum nicht in der Nähe der TREA oder in der Nähe der Biogasanlage in Forchheim?

Diese drei regionalen Beispiele

zeigen eine energiepolitische, klimapolitische und raumordnerische Fehlentwicklung am Südlichen Oberrhein auf, bei der es nicht um ?Peanuts? geht (TREA- Wärmeäqivalent von 120 000 Litern Erdöl täglich). Nur von der Stromseite betrachtet wären alle drei Energieprojekte durchaus sinnvoll, wenn das Abwärmeproblem nicht wäre.

Potentielle Wärmenutzer gehen noch viel zu häufig nicht zur Militärbrache des Gewerbeparks Breisgau, sondern auf die (ehemals) grüne Wiese vor den Gemeinden der Region. (Noch) wächst in der Region nicht zusammen, was aus Gründen der Ressourcenschonung und des Klimaschutzes unbedingt zusammengehört. Steigende Energiepreise und der Klimawandel werden diese Fehlentwicklung sicher in Kürze stoppen. Doch der BUND will nicht so lange warten und fordert, dass Landräte, Oberbürgermeister und der politische Regionalverband dieser Fehlentwicklung künftig gegensteuern. Ein erster Schritt war in diesem Jahr die Verhinderung der TREA II, welche ansonsten die Abwärmeverschwendung verdoppelt hätte.

Auf der Deponie Kahlenberg

in Ringsheim wurde unter dem Protest der Umweltschützer jahrzehntelang das Deponiegas abgefackelt. Jetzt wird seit Jahren gewinnbringend Strom und Wärme erzeugt. In Sachen Abwärme TREA und anderswo will der BUND nicht wiederum Jahrzehnte warten...

Axel Mayer, BUND Geschäftsführer
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Eintrag vom: 10.12.2007  




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